[identity profile] firlefanzine.livejournal.com posting in [community profile] doppelleben_ci5
Schattenjahre
von Firlefanzine
Inspiriert von der faszinierenden Art von [livejournal.com profile] smirra











Als Helen aus der Dusche kam, noch tropfnass, stand er mit dem Rücken zu ihr am Fenster.

Sie hatte ihn fragen wollen, wo der Fön geblieben war, aber ihr blieb das Wort im Hals stecken.
Bodie war ganz offensichtlich in einer anderen Welt, und seine Körperhaltung drückte unendliche Einsamkeit aus, so dass sie sich nicht traute ihn anzusprechen. Leise zog sie sich in das Badezimmer zurück.

Später am Frühstückstisch war das anders.
Auch wenn sie Bodie nur alle paar Wochen zu einer gemeinsamen Nacht traf, - ein Arrangement, das beiden zusagte -, mochte sie ihn sehr und sie machte sich Sorgen um ihn.

"Du liebst ihn immer noch", sagte sie fast beiläufig und sah Bodie dabei prüfend in die Augen.

Er senkte die Augenlider und griff nach der Kanne um sich Tee nachzuschütten, und sie konnte förmlich sehen, wie er sich hinter meterdicken Mauern verschanzte.

"Was hast Du gesagt…?"

Sie biss herzhaft in ihren Toast mit Marmelade. "Du hast mich prima verstanden, mein Schatz."

Er lehnte sich frustriert zurück und stieß seinen Teller weg. "Was für ein Unsinn. Das ist zwei Jahre her. Und außerdem geht es Dich nichts…"

"Bullshit!" Sie hatte einige Monate in den USA gearbeitet, und liebte es, ihren Wortschatz ein wenig aufzupeppen. "Erinnere Dich daran, dass ich Dich seit 6 Jahren kenne, und übrigens diesen kleinen Mistkerl auch, und was er da vor zwei Jahren mit Dir gemacht hat, war gelinde gesagt eine Frechheit."

Bodies Gesichtszüge verhärteten sich noch mehr. Beherrscht sagte er: "Wir hatten uns auseinanderentwickelt. Er ist mir ganz furchtbar auf die Eier gegangen."

"Bullshit! Bullstit! Bullstit!" Sie beugte sich vor und spie ihm ihren Hohn direkt ins Gesicht.
Aber dann versuchte sie es mit leiseren Tönen.
"Wenn es jemals ein festes Paar gegeben hat, dann seid ihr das damals gewesen. Man hatte gespürt, dass ihr eine Einheit gewesen seid, und alle haben gedacht, es wäre für immer.“

"Das habe ich auch gedacht…"

Sie war überrascht über seine Worte. Lange schwiegen sie.

Dann stand sie auf, legte ihre Hand auf seine Wange und streichelte zart über seine Lippen. "Ruf mich an, wenn Du… Du weißt schon…"

Sie räusperte sich und holte ihre Tasche. Sie hatte die Haustüre schon fast erreicht, als Bodie sie zurückrief.

"Helen?"

Sie drehte sich zu ihm um. "Ja?"

"In zwei Wochen muss ich zu einem Botschaftsempfang. Er und Ruth werden auch da sein.
Begleitest Du mich?"

~~~

Nachdem Helen gegangen war, atmete Bodie tief durch. Und ihm entfuhr ein geflüstertes "Verdammter Mistkerl!"

Er schüttelte den Kopf. Es hatte ja keinen Zweck in der Vergangenheit zu graben, aber Helen hatte Recht gehabt. Rays Eröffnung sich von ihm zu trennen, hatte Bodie damals wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. So schwer es ihm in seinem bisherigen Leben gefallen war, einem Menschen sein uneingeschränktes Vertrauen zu schenken, so sicher war er sich mit Ray gewesen.
Nichts in den Wochen vor der Trennung, hatte auf Probleme oder etwa Unzufriedenheit auf der Seite seines Partners hingedeutet.

Bodie erinnerte sich als wäre es gestern gewesen.


2 Jahre vorher…

Bodie hörte die Eingangstür einschnappen und er beeilte sich, vor Ray ins Badezimmer zu gelangen.
"Erster!" Er griente triumphierend, und war sich sicher, dass Ray sich nicht würde abhalten lassen und gleich die Tür aufstoßen würde. Vielleicht würden sie endlich, nach so vielen Tagen getrennter Einsätze, wieder Sex haben. Hier in diesem harten Licht, auf den kalten Fliesen und umgeben von unnachgiebigen, scharfen Kanten und Ecken. Rau und rudimentär würde es sein. Ohne langes Vorgeplänkel. Und sie wären danach voller blauer Flecke und Abschürfungen, die nichts mit ihrem gefährlichen Job zu tun haben würden. Bodie stöhnte. Gott, das brauchte er jetzt!

Aber nichts geschah.

Er überlegte, ob er nach Ray sehen sollte. Vielleicht war er verletzt…? Aber sie wollten sich gegenseitig nicht verhätscheln. Das war immer so gewesen. Also blieb Bodie.
Trotzdem duschte er kürzer als sonst und beeilte sich, Ray begrüßen zu können.

Ray war im Schlafzimmer und schien etwas unten im Kleiderschrank zu suchen. Als er hörte dass Bodie hereinkam, fuhr er herum und sah schuldbewusst auf die 4 Paar Strümpfe in seiner Hand.

„Hej, musst Du gleich schon wieder weg?“ Bodie war die Enttäuschung anzuhören.

Ray warf die Strümpfe auf das Bett und wandte sich an Bodie. „Wir müssen reden.“

„Was ist los, Ray?“

„Nicht hier. Lass uns ins Wohnzimmer gehen.“

Ohne Bodie anzublicken und ohne ihn zu berühren, wand sich Ray in dem engen Raum um Bodie herum, und verschwand.
Bodie stand stocksteif. Eine unerklärliche Panik überkam ihn und er ballte die Fäuste. Es dauerte eine Weile bis er sich im Griff hatte und sich schalt Gespenster zu sehen. Ray würde ihm jetzt sagen, dass er zu Weihnachten arbeiten müsste oder so etwas. Bodie drehte sich um, versuchte ein Lächeln aufzusetzen und machte die wenigen Schritte.

Ray sah ihn immer noch nicht an. Bodie sah, dass ein Glas Whiskey auf dem Beistelltisch für ihn bereitstand, aber er ignorierte es. Er schwieg.

Ray dagegen stürzte sein Glas in einem Zug hinunter und goss sich ein neues ein. Dann aber stellte er es weg, drehte sich zu Bodie um und sah ihn entschlossen an.

„Wir… Ich kann das nicht mehr Bodie. Ich habe es versucht, aber das bin ich nicht. Ich ziehe aus. Und heute Nachmittag habe ich gekündigt...“ Sein Redefluss versiegte. Lahm fügte er noch hinzu: „Tut mir leid, Bodie.“

Bodie meinte zu begreifen. Sie wurden abgehört! Er sah sich in der Wohnung um, und sein Blick fiel auf einen Block. Er kritzelte ein paar Worte darauf und reichte sie Doyle.

„Nein Bodie! Das ist kein Einsatz. Das ist mein bitterer Ernst. Sorry Sunshine.“ Mit diesen Worten drehte er sich um, griff Jacke und Schlüssel und verließ die Wohnung ohne die Tür hinter sich zu schließen.

Bodie stand einfach da, wie vor den Kopf gestoßen, als seine Welt zusammenbrach. Seine Beine und Arme waren wie Blei, und es war ihm unmöglich hinter Ray herzulaufen. Er sah sich um. Nein, es konnte nur so sein, dass sie abgehört oder beobachtet wurden. Hektisch riss er die Vorhänge zu und suchte an allen möglichen und unmöglichen Stellen nach Wanzen. Als er keine fand, wurde er immer aufgeregter und stieß bei seiner fruchtlosen Suche Lampen und Möbel um. Erst als die Wohnung aussah, als wäre ein Tornado durchgefegt, hielt er inne und zwang sich klar zu denken.
*Cowley!* Der musste wissen was das sollte! Der war wahrscheinlich an allem schuld!


~~~


Im HQ machte er sich nicht die Mühe, bei Betty nach einem Termin zu fragen, sondern stürmte ohne zu klopfen in Cowleys Büro.

„Was zum Teufel ist hier los?“ Er kam erst einen Schritt vor seinem Boss zum Halten, und dessen mitleidiger Blick sagte Bodie mehr als lange Erklärungen. Cowley hatte niemals Mitleid, mit niemandem, nicht einmal mit sich selbst. Wenn er sich doch zu einer solchen Gefühlsregung hinreißen ließ, dann musste es ernst sein.

„Sir…?“ Bodie war erschrocken, wie leise das herauskam. Er räusperte sich verärgert.
In schneidendem Ton rief Cowley seinen Agenten zur Ordnung. Sie waren hier nicht im Kindergarten!
„Was ist das für ein Verhalten, 3.7? Aber es trifft sich gut, dass Sie da sind. Ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen.“

„Sir, was…?“

„Bodie! Reißen Sie sich zusammen! Setzen Sie sich!“

~~~

An dem Tag hatte Cowley ihm mitgeteilt, dass 4.5 und 8.1 zusammen gekündigt hätten, weil sie eine gemeinsame Sicherheitsfirma gründen wollten. Bodie nahm die Mitteilung ruhig auf, und fragte dann seinen Boss, warum er nicht eingeweiht wurde, wenn Ray und Ruth Pettifer undercover arbeiten sollten. Trotz Cowleys Versicherung, dass das nicht der Fall war, verließ Bodie das Gebäude innerlich ruhig. Jetzt war er sich sicher, dass Rays Verhalten mit dem Job zusammenhing.

In den folgenden Wochen nutzte Bodie professionell alle ihm zur Verfügung stehenden Quellen, um herauszufinden was mit Ray los war. Als sicher war, dass er und Ruth wirklich nicht für Cowley unterwegs waren, dachte Bodie an Erpressung, Entführung eines Verwandten, eine tödliche Krankheit – all diese Möglichkeiten kamen für ihn in Frage für Rays Verhalten – er glaubte keinen Moment an die Möglichkeit, dass Ray ihn nicht mehr lieben würde, ihn vielleich sogar nie geliebt hat...

Aber genau das musste er akzeptieren, als Ray sich endlich zu einem Gespräch bereit erklärte, und Bodie dazu in seine neue Firma einlud. Doyle ließ ihn eine geschlagene Stunde in einem Vorzimmer warten, bevor er ihn zu sich hinein rief. Durch die gläsernen Wände konnte Bodie verfolgen, wie Ruth und Ray, beide mit Schulterholster aber sonst in Business Kleidung, intensiv mit drei arabisch aussehenden Kunden verhandelten, und dabei perfekt miteinander harmonierten.Als die Araber das Zimmer verließen, gab Ray Ruth einen liebevollen Kuss.

„Bodie!“ Äußerlich ausnehmend jovial, reichte Doyle seinem ehemaligen Partner die Hand. Aber Bodie ließ sich nicht täuschen. Doyle war nervös, niemand kannte ihn schließlich besser. „Komm rein! Ich möchte mich entschuldigen, dass Du so lange warten musstest. Was kann ich für Dich tun?“ Doyle sah ihn verbindlich an.

Und es war unmöglich für Bodie, Ray in dieser kalten Atmosphäre zu fragen, warum er ihn verlassen hatte. Bodie stellte ein paar unverfängliche Fragen, wie es Doyle ging, und wie die Firma lief, und dann verließ er fast fluchtartig sein Büro.

~~~


Heute

Bodie schüttelte die Erinnerungen ab. In zwei Stunden musste er sich, zum ersten Mal nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt, bei Cowley melden. Danach hieß es wahrscheinlich wieder eine Woche Intensivbetreuung durch Kate Ross. Bodie stöhnte. Er war das so leid. Es stimmte ja, dass er in letzter Zeit häufiger als sonst verletzt gewesen war, aber das hatte nichts zu bedeuten. Das war einfach Pech gewesen.

Und er hatte Recht gehabt. Cowley war gar nicht im HQ als Bodie sich bei ihm melden wollte, stattdessen fing Dr.Ross ihn schon im Flur ab und führte ihn in ihr Büro.

Sie sah ihn streng an. „Schon wieder Bodie? Wieder Pech?“

Die letzten Male hatte Bodie sich bemüht, einsichtig zu sein. Er hatte das gesagt, was Dr.Ross anscheinend von ihm erwartet hatte. Aber er hatte langsam wirklich keine Geduld mehr für diesen Psychokram!

„Ja, schon wieder, Kate.“ Er benutzte absichtlich ihren Vornamen.
„Wir sind hier beim CI5 und nicht bei der Heilsarmee, wussten Sie das schon? Sie haben die letzten Male die Akten studiert. Sie, und übrigens auch ein paar Experten, haben festgestellt, dass meine letzten Operationen alle nach dem Buch abgelaufen sind, und die wenigen Male, die ich verletzt worden bin, waren unvermeidliche Unwägbarkeiten unseres Jobs. Punkt.“

Er stand auf und stützte sich auf ihrem Schreibtisch kurz vor ihrer Nase mit beiden Oberarmen ab. „Guten Tag, Kate!“

Er verließ ihren Raum ohne die Tür zu schließen. Doyle hatte ihn einst gelehrt dass das viel wirkungsvoller sein konnte als jedes laute Zuschlagen.

~~~

Kates Mundwinkel zuckten. Ein zorniger Bodie war nun mal eine beeindruckende Erfahrung, das musste sie zugeben.
Frustriert schmiss sie den Füllfederhalter auf die Ablage. Sie hatte die Macht, Bodie aus dem Verkehr zu ziehen. Auf ihre Empfehlung hin, würde Cowley ihn für mindestens ein halbes Jahr an einen Schreibtisch setzen.
Aber so einfach war das nicht. Bodie war ein Mann, der dann eingehen würde wie eine Primel. Bleistift und Aktenordner würden ihn schneller umbringen als alle Kugeln dieser Welt.

Der Grund dafür war nicht einmal sein Naturell, sondern die Tatsache, dass Bodie Doyle verloren hatte, und außer seinem Job absolut keinen Sinn im Leben sah.

Kate war nicht sehr stolz auf diese Erkenntnis. Das konnte nun wirklich jeder sehen, der nur halbwegs bei klarem Verstand war.

„Und was kann ich super Expertin dagegen tun? Nichts! Absolut nichts! Dieser Sturkopf geht lieber über ein Minenfeld, als dass er darauf hören würde was eine wie ich ihm rät!“

Sie seufzte. Jetzt war sie schon so weit gekommen, dass sie mit sich selber redete…

~~~

Helen warf noch einen prüfenden Blick in den Spiegel bevor sie die Tür öffnete. Sie gefiel sich in dem knapp über dem Knie endenden, hellblauen Kleid. Ihre Haare hatte sie nicht so gut hinbekommen, wie sie sich das vorgestellt hatte, aber sie fand sich hoch-toupiert immer ziemlich albern und sie hatte ihre mühevolle Arbeit wieder ausgekämmt. Sie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge raus, griff sich ihre elegante Spencer Jacke und eilte zur Tür.
Bodie sah einfach fantastisch aus! Ihr kam kurz der Gedanke, dass wenn er ihr jetzt und hier einen Heiratsantrag machen würde, dass sie dann in einen schweren Gewissenskonflikt stürzen würde.
Aber nichts dergleichen geschah natürlich, Bodie machte ihr zwar artig ein Kompliment über ihr Aussehen, aber er war offensichtlich mit seinen Gedanken woanders, und er war sehr nervös.

Spontan streichelte sie seinen Arm. „Komm, wir zeigen es denen! Dein verdammter Doyle soll sich schwarz ärgern, dass er Dich hat gehen lassen!“

Bodie schien sie jetzt erst richtig wahrzunehmen, und gab ihr einen leichten Kuss. „Sorry, Darling. Ich bin ein Stiesel.“

Helen hakte sich bei ihm ein, und sie gingen zu seinem silbernen Capri. „Erzähl mir einfach nur, was Du heute Abend zu tun hast, und was Du von mir erwartest. Und warum ist dieses fiese Miststück auch da?“

Bodie lachte. „Das ist die richtige Einstellung. Warum treffen wir uns eigentlich nicht öfter?“

„Weil Du fatalerweise jemand anderes liebst?“

Bodie verzog das Gesicht, und weihte sie dann in seine Aufgabe für den heutigen Abend ein.
„Auf diesem Empfang wimmelt es von Vertretern der unterschiedlichsten Staaten und auch Oppositionspolitikern. Da treffen Leute aufeinander, die sich morgens noch bis auf Messer bekämpft haben. Der CI5 sorgt für die allgemeine Sicherheit. DP-Security ist von dem Herrscher eines kleinen aber wichtigen Fleckens in der Wüste, auf dem viel Öl fließt, zusätzlich engagiert worden. Wir haben im Vorfeld mit einem seiner Mitarbeiter zusammengearbeitet, aber heute Abend sind Doyle und Ruth persönlich dort.“

Er sah zu ihr herüber. Das wechselnde Licht von Londons Straßenbeleuchtung spielte mit seinen männlich, markanten Gesichtszügen. „Helen, ich kann nicht ausschließen, dass etwas passiert. Es ist Dir gegenüber eigentlich nicht fair, dass ich Dich gebeten habe mitzukommen. Ich kann Dich immer noch nach Hause bringen und alleine da hingehen!“

Helen wurde etwas mulmig zumute. In Filmen war es jetzt die richtige Stelle, an der die Heldin dem Helden einen verächtlichen Blick zuwirft und ihre Beretta nachlädt. Sie aber spürte einfach nur einen Anflug von Angst im Magen. Sie atmete tief durch. Bodie machte so etwas ständig mit. Sie hatte ja nie wirklich verstanden, was das bedeutete. Für sie hatte sein Job immer nur bedeutet, dass Verabredungen in letzter Minute abgesagt worden waren. Was war sie doch für eine Ignorantin gewesen! Es war zu verlockend, jetzt umzukehren und sich mit einem guten Buch auf die Couch zu setzen.
Aber nein! Heute würde sie sich dem stellen, was Bodie ständig erlebte. Und höchstwahrscheinlich würde ja gar nichts passieren, tröstete sie sich. Bodie hatte ihr oft erzählt, dass sein Job zu 90% aus Warten und Langeweile bestehen würde. Etwas überrascht hörte sie sich dann tatsächlich sagen: „Nein, fahr weiter Bodie!“

„Danke! “

Sie schwiegen eine lange Zeit. Aber Bodie schien das Gefühl zu haben, ihr etwas zu schulden.
„Weißt Du? Am meisten hat es mich anfangs beschäftigt, dass Doyle mit einer Frau wie Ruth zusammengekommen ist – wusstest Du übrigens, dass sie vor zwei Monaten geheiratet haben?“
Ohne ihr Zeit für eine Antwort zu geben, fuhr er fort. „Jedenfalls hätte ich damals gut verstanden, wenn er sich eine Frau gesucht hätte, die ihm ein Heim geschaffen hätte. Der ganze Zinnober eben mit Haus und Garten und den zweieinhalb Kinderchen. Aber Ruth? Ruth denkt nicht daran für Kinder ihren Beruf aufzugeben. Sie ist genauso Agent wie Doyle und ich. Da hätte er auch…
Ach Quatsch!“, unterbrach er sich selbst. „Was vorbei ist, ist vorbei!“

Helen enthielt sich eines Kommentars. Auch weil das hellerleuchtete Botschaftsgebäude jetzt schon zu sehen war, und sie an der ersten Straßensperre halten mussten.

~~~

Helen war beeindruckt von der Pracht des Gebäudes, der festlichen Dekoration und den eleganten – langen Kleidern der Frauen. Bodie hatte ihr gesagt gehabt, dass ein Cocktailkleid reichen würde, aber sie vermutete jetzt, dass das mehr seinen Geschmack traf als die allgemeine Etikette für den heutigen Abend. Nun. Da half jetzt alles nicht mehr. Sie zischte ihm ein „Darüber reden wir noch!“ zu, aber dann lächelte sie in die Menge.

Als erstes machte Bodie sie mit einem Kollegen namens Murphy und seiner Frau Cynthia bekannt.
Murphys Frau war eine kleine aber patente Person, Krankenschwester wie Helen später erfuhr, und die beiden Frauen waren sich zu ihrem Glück schnell sympathisch.

Bodie gab Helen einen leichten Kuss auf die Wange. „Murph und ich checken nur mal schnell, ob alle auf ihrem Posten sind, dann kommen wir sofort zurück.“

Bis zum Dinner war Bodie tatsächlich die meiste Zeit an ihrer Seite, und Helen sah sich angestrengt in der Menge um, ob Doyle und seine Frau schon da wären. Sie hätte sich die Mühe sparen können, denn kurz vor 21:00 Uhr wurde Bodies Haltung plötzlich steif und sein Blick war auf die Eingangstür fokussiert.
„Nicht starren, Bodie! Du wolltest doch ganz cool bleiben.“
Sie ließ ein fröhliches Lachen erklingen, als sie sah, dass Doyle in ihre Richtung sah. Sie erzählte Bodie irgendeinen Unsinn und ergriff besitzergreifend seinen Arm.

… es wurde ein langer, anstrengender Abend für beide, diese Scharade und die gespielte gute Laune aufrechtzuerhalten.
Aber sie merkte bald, dass Ray auch nicht so unbeteiligt war wie er vorgab. Mehrere Male sah sie dass er zu Bodie herübersah. Allerdings immer dann, wenn dieser es nicht bemerkte. Und am Buffet schaufelte Doyle sich immer mehr Bowle in sein Glas, obwohl es schon lange voll war. Außerdem schien er generell abwesend zu sein, weil seine Frau ihn mehrmals ansprechen musste, bevor er reagierte.

Helen war überrascht. Das war erstmal nicht sehr professionell, denn immerhin war er beruflich hier, und außerdem schien er noch mehr von diesem Zusammentreffen aus der Bahn geworfen zu sein als Bodie. Da stimmte wirklich etwas nicht!

Helen versuchte verzweifelt Bodie auf andere Gedanken zu bringen. "Schatz, die Frau da hinten scheint einen Narren an dir gefressen zu haben. Sie verschlingt Dich praktisch mit ihren Augen. " Sie lachte. "Dabei könnte sie gut und gerne Deine Mutter sein. Baust du dein Beuteschema aus, mein Freund?"
Bodie sah ohne großes Interesse in die angegebene Richtung. "Das ist meine Mutter", sagte er ohne jede Emotion. Er griff Helen am Arm und führte sie zu der Frau hin.

"Mutter. …James." Die zweite Begrüßung ging an einen hochgewachsenen Mann mit Adlernase, der jetzt an Bodies Mutter herantrat. Bodie hielt Helen im Arm und schob sie ein wenig nach vorne. "Das ist Helen."
Helen begrüßte die beiden, aber mit den knappen Worten: "Ich hoffe, es geht Dir gut, Mutter. Entschuldige uns bitte, ich bin beruflich hier", führte Bodie Helen schon wieder weg.

"Da soll noch mal einer sagen, die Dates mit Dir wären nicht ungewöhnlich", meinte sie sarkastisch als sie eine kleine Halle erreicht hatten und dort relativ ungestört waren. "Ich wußte gar nicht, dass Du eine Mutter hast, Bodie. Und der Mann...?"

"Der gute James ist mein Vater. Und jeder hat wohl eine Mutter."

"Dein Vater...? Natürlich hat jeder eine Mutter. Was ich meinte..." Sie ärgerte sich, dass sie auf Bodies blöden Kommentar eingegangen war. "Bodie, was war das gerade?"

Er verzog das Gesicht. "Gib es auf Helen, Du hast nicht gerade die Erklärung für meine undurchdringliche Seele gefunden! Reicht Dir die Kurzfassung meines Lebens? Ich bin nicht umsonst mit 14 von zu Hause weggelaufen. Mein Vater war gelinde gesagt ein Arschloch und wir hatten so 10 Jahre keinerlei Kontakt. Irgendwann, als ich Mitte 20 war, haben wir einen Versuch unternommen – wie soll ich sagen? Nun…, wieder einen Familie zu sein, nachdem er mir in Afrika geholfen hatte, aus dem Gefängnis zu kommen. Das hat zwar nicht geklappt, aber wir sind immerhin höflich zueinander, wenn wir uns zufällig treffen."

"Du meine Güte!"

Bodie zuckte mit den Schultern. "Kein Problem! Es mag zwar für den 14jährigen nicht einfach gewesen sein, aber ich habe meinen Weg auch ohne meine Eltern gemacht, und ich bin ihnen nicht einmal mehr böse. Sie interessieren mich einfach nicht.

Helen räusperte sich und sah sich um. "Wenn ich dir den Typen da in dem orangen Turban zeige, mit was für einer Enthüllung muss ich da rechnen?"

Bodie lachte. "Das ist Saud Kariri, der Eunuch des Sultans."

Sie gab ihm einen derben Stoß an die Schulter. "Auf den Arm nehmen kann ich mich alleine, Bodie."

Die nächste Stunde unterhielten sie sich köstlich mit wahren aber unglaubwürdig klingenden Anekdoten von Bodie und blumig ausgeschmückten Erfindungen von Helen. Bodie gewann immer mehr an Sicherheit, und es störte ihn nicht mehr besonders, wenn sie in Doyles Nähe kamen. Ja, er schien sie sogar zu suchen. Und immer bemerkte Helen, dass es Doyle war, der seine Augen kaum von Bodie lösen konnte.

Da stimmte etwas ganz und gar nicht! Bereute er sein Handeln? Wollte er Bodie zurück? Helen fragte sich plötzlich, ob Doyle wirklich der Schurke in dem Spiel war.

Einmal war es fast soweit, dass ein Aufeinandertreffen unvermeidlich schien, als Cowleys Stimme neben ihnen erklang. "Bodie, D... - Mr.Doyle, würden Sie bitte in den Nebenraum mitkommen?" Etwas spät fügte er noch hinzu: "Ms.Doyle, Sie auch?"

Ruth nickte Ray zu. "Geh Du alleine, ich bleibe bei Muwallid."

Wie in alten Zeiten folgten Bodie und Doyle ihrem Chef. Aber beiden war bewusst, dass es nicht mehr so war wie früher. Nie mehr sein würde...

~~~

Cowley kam schnell zur Sache. "Meine Herren, es gibt schlechte Nachrichten. Der Fahrer von Muwallid ist tot aufgefunden worden. Wir wissen nicht, wer seinen Posten übernommen hat. Klar scheint zu sein, dass wir mit Schwierigkeiten rechnen müssen."

"Entschuldigung Sir, ich schicke schnell Helen weg. Sie hat mit diesem ganzen Sumpf hier nichts zu tun..."

"Sie bleiben hier Bodie. Dazu ist es jetzt wahrscheinlich schon zu spät. Und wir brauchen Sie hier."

Nur unwillig hörte Bodie auf seinen Boss, er würde es sich nie verzeihen, wenn Helen etwas zustoßen würde.

Cowley fuhr fort: "Da es sich um den Fahrer von Muwallid handelt, schlage ich vor, Bodie und Ms.Doyle versuchen ihn in Sicherheit zu bringen. Safehouse 6 wird gerade vorbereitet. Eine gepanzerte Limousine steht hinter den Nebengebäuden. Außerdem werden Sie 2 Wagen Begleitschutz bekommen. Sie, Mr.Doyle hätte ich gerne bei mir um eventuelle Terroristen unter den Gästen zu identifizieren, sie waren dichter an dem Zielobjekt dran als alle anderen." Er sah Doyle fragend an. "Was halten Sie davon?" Es musste schwer sein für Cowley, seine Entscheidungen von einem unabhängigen Doyle bestätigen lassen zu müssen.
"In Ordnung", sagte dieser aber nur, und ging dann zu Ruth um sie zu informieren.

Bodie war enttäuscht. Fast wären er und Doyle wieder ein Team geworden, wenn auch nur für einen Einsatz. Es wäre schön gewesen... Aber er zwang sich professionell zu denken. Ruth war früher eine erstklassige Agentin gewesen, und es gab keinen Grund anzunehmen, dass sich daran etwas zum Negativen geändert hätte. Problem war nur, dass Bodie auch damals schon immer lieber Doyle an seiner Seite gehabt hatte.

Höchstwahrscheinlich beobachteten schon einige der Terroristen den Empfang, und so versuchten Bodie und Ruth, Muwallid unauffällig aus der Menge hinaus zu drängen, dabei half es sicherlich, dass Ruth eine sehr schöne Frau war und augenscheinlich mit Muwallid flirtete und lachte. Bodie erkannte, dass die Angelegenheit mit Doyle wesentlich schwieriger geworden wäre.

In einer nicht einsehbaren Ecke eines Vorraums warteten zwei CI5 Agenten mit schusssicheren Westen für die drei, aber Ruth lehnt ihre ab, weil sie über ihrem Kleid kaum zu verbergen wäre, und sie damit den Vorteil verlieren würden, alles so normal wie möglich aussehen zu lassen.

Scheinbar ohne besonderes Ziel schlenderten die drei dann durch die große Vorhalle und nippten dabei an ihren Champagnergläsern. Bodie hatte drei Männer ausgemacht, die durch ziemlich schlecht sitzende Anzüge auffielen, und im selben Moment hörte er Ruth leise sagen. "Zwei Verdächtige links vom Nebeneingang." Machte mindestens fünf Gegner. Bodie suchte den Augenkontakt der anderen CI5 Agenten und signalisierte dass Gefahr in Verzug war.

Für einen Augenblick schien es möglich, dass die Angreifer vielleicht überrascht werden konnten, aber in dem Moment trat Helen auf der Suche nach Bodie in die Halle. Sie rief: "Bodie?", als sie ihn sah und augenblicklich fielen alle Augen zuerst auf sie und dann auf den so angerufenen. Bodie fluchte leise, aber noch musste alles wie eine normale Situation aussehen. Aber dieses Glück hatten sie nicht. Ob nun Bodies Name den Terroristen etwas sagt, oder ob sie einfach die Gefahr gespürt hatten, die sich um sie herum zusammenzog, spielte keine große Rolle mehr. Es ertönte ein lauter Ruf "Allahu Akbar", und im nächsten Moment brach die Hölle los.

Bodie versuchte Muwallid mit seinem Körper zu schützen und schrie Helen ein "Runter!" zu, und tatsächlich gehorchte sie augenblicklich. Mehr konnte Bodie nicht für sie tun, oberste Priorität war es jetzt, das Objekt der Begierde schnellstmöglich hier raus bringen würden. "Haupteingang, Parkplatz", sagte er zu Ruth, und sie nickte und packte sich Muwallid und zog ihn hinter sich her. Bodie blieb dicht hinter ihnen und versuchte die Angreifer, die sich hinter umgestoßenen Tischen verschanzt hatten, in Schach zu halten. Bevor sie durch den Haupteingang ins Freie gelangen konnten, sah er, dass mindestens zwei der Araber ausgeschaltet wurden, aber dann wurde auch einer seiner Agenten getroffen, und gleich darauf spürte Bodie einen heftigen Schlag in seinem linken Oberarm. Er rannte weiter hinter Ruth und Muwallid her.

Hinter ihnen wurde das Feuergefecht immer heftiger, aber momentan wurden sie nicht verfolgt. Ruth hatte nicht einen der ersten Wagen gewählt, sondern einen hinteren, so waren sie noch einen Moment länger geschützt. Sie riss die hintere Tür eines sehr großen Ami-Schlittens auf, und stieß ihren Schützling hinein. "Auf den Boden!", befahl sie ihm. Bodie war schon um den Wagen herumgelaufen und eingestiegen und dankte Gott, dass die Parkwächter den Schlüssel hatten stecken lassen. Er startete den Wagen.

In dem Moment hatten einige der Angreifer ebenfalls den Haupteingang erreichen können, und wild um sich schießend rannten auch sie in Richtung der geparkten Autos. Ruth war schon halb im Wagen als sie einen Schlag und einen furchtbaren Schmerz im Rücken spürte. Sie schnappte nach Luft und schaffte es gerade noch, die Tür zu schließen, bevor ihr schwarz vor Augen wurde. Bodie raste mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Im Rückspiegel sah er noch, dass das Feuergefecht auf dem Parkplatz jetzt wieder von 2 Parteien aufrechterhalten wurde, und dass seine Agenten ihnen damit wenigstens für einige Minuten einen Vorsprung verschaffen würden. Und tatsächlich schienen sie momentan wirklich nicht verfolgt zu werden. Er sah zu Ruth hinüber. Sie atmete stoßweise und versuchte offensicht zu vermeiden sich zu übergeben. Aber sie überprüfte mit blutigen und zittrigen Händen das Magazin ihrer Waffe. "Wie schlimm hat es Dich erwischt?"

"Durchschuss. Niere wahrscheinlich." Sie hob ihre kurze Jacke und Bodie konnte den großen roten Fleck auf ihrer linken Seite sehen, der sich rasant zu vergrößern schien. Sie hatte wahrscheinlich recht. Er kramte ein Taschentuch hervor. "Hier. Press das drauf. Benutze auch Deine zerknüllte Bluse. Wenn Du nicht zu viel Blut verlierst, kriegen wir das wieder in den Griff." Er sah sie ernst an. Sie nickte.

"Verdammter Mist!" Kurz hinter ihnen kam ein schwarzer Granada aus einer Seitenstraße heraus gerast und heftete sich an ihre Fersen. Und direkt dahinter kam noch ein Wagen hinter ihnen her.
Bodie presste die Lippen zusammen. Er sah noch einmal zu Ruth hinüber. "Kannst Du versuchen, sie aufzuhalten?" Aber er sah, dass sie kaum noch bei Bewusstsein war. Trotzdem biss sie die Zähne zusammen und versuchte sich umzudrehen. Der Schmerz brannte durch ihren ganzen Körper, sie könnte ein lautes Stöhnen nicht verhindern. Es war unmöglich. Unmöglich. Sie hatte immer versucht ihre Aufgabe besser als die männlichen Agenten zu erfüllen, aber das ging über ihre Kräfte. Trotzdem sagte sie: "Gib mir nur einen Moment, Bodie..." Sie atmete stoßweise um die Schmerzen unter Kontrolle zu kriegen.

Muwallid auf dem Rücksitz kam hoch. "Geben Sie mir die Waffe." Und er griff nach vorne und nahm sie Ruth aus den Händen. Bis jetzt hatten die Terroristen versucht auf die Reifen zu zielen, aber jetzt nahmen sie auch den Wagen unter Beschuss. Mit quietschenden Reifen schlidderte Bodie um die Kurven, verschwand überraschend in Nebenstraßen, aber es gelang ihm nicht, die beiden Verfolger abzuschütteln. Muwallid wurde auf dem Rücksitz hin und her geschleudert und es gelang ihm kaum, den Wagen hinter ihnen jemals zu treffen. trotzdem machte er vielleicht die Terroristen etwas vorsichtiger.

Die wilde Jagd durch London schien endlos. Die Rückscheibe war zersplittert und der Wagen hinterließ eine Spur, die wahrscheinlich vom einem getroffenen Benzintank stammte. Muwallid war getroffen und lag auf der Rückbank, und Bodies hatte einen Streifschuss am Hals und sein Nacken war von herumfliegenden Glassplittern aufgerissen worden.

War das hier das Ende? Ray...
Bodie spürte in dem Moment keine Angst, nur ein unendliches Bedauern. Warum nur...?

Plötzlich kam es ihm so vor, als wären die Schüsse des zweiten Verfolgers gar nicht auf sie gerichtet, sondern auf den Wagen vor ihm. Ein Funken Hoffnung kam bei Bodie auf. War das der CI5? Vielleicht sogar Ray? Bodie versuchte im Rückspiegel etwas zu erkennen, aber es war unmöglich.

In dem Moment wurde der rechte Vorderreifen getroffen, und Bodie verlor die Kontrolle. Der Wagen raste über den Bordstein am Straßenrand und streifte dann die angrenzende Mauer, dann überschlug er sich mindestens dreimal, bevor er sich nach dem letzten Überschlag ganz langsam wieder auf seine vier Räder senkte.

Stille. Aber nur für einen kurzen Augenblick.

Der verfolgende Granada fuhr anscheinend führerlos frontal gegen die Mauer und ging sofort in Flammen auf.

Ein anderes Auto hielt mit quietschenden Reifen, und Doyle kam herausgesprungen. Er rannte zuerst zu dem Wagen der Terroristen, um sich kurz zu vergewissern dass von dort keine Gefahr mehr ausging. Erst dann kam das Auto, in dem sich das Wichtigste in seinem Leben befand.
Er fühlte nichts, er handelte. Er riss die Beifahrertür auf. Ruth lag zusammengekrümmt halb auf der Fahrerseite. Sie war blutüberströmt, aber ihre Augen waren schreckensweit geöffnet und sie stammelte immer wieder seinen Namen. Er fühlte am Hals ihren fahrigen Puls. "Sei ruhig mein Liebling! Hilfe ist unterwegs." Sie starrte ihn weiter an. "Ich konnte nicht..., Ray. Hilf mir. Bitte."
Ray streichelte ihr über die Wange. "Alles kommt in Ordnung."
Sein Blick fiel auf den Rücksitz. Auch Muwallid schien schwer verletzt. Außerdem hatte sich das Dach so weit in den Innenraum rein gebogen, dass er wahrscheinlich nur mit Hilfe der Feuerwehr würdet befreit werden können.
Ray sah zu Bodie hinüber. Er lag in die Ecke gequetscht, den Kopf auf der Rückenlehne weit nach hinten gebeugt. Auch er hatte mehrere blutende Verletzungen. Und er bewegte sich nicht. 'Bodie, bitte sei nicht tot...'
Ray verließ Ruth, lief um den Wagen und öffnete vorsichtig die Tür und Bodie kam ihm schon halb entgegengefallen. Mit zitternden Fingern suchte Ray seinen Puls an der Halsschlagader. Er schien kräftig und gleichmäßig, und Ray dankte welchem Gott auch immer.

In dem Moment sah er das auslaufende Benzin, das sich seinen Weg in Richtung des brennenden Wagens bahnte. Die Angst packte ihn. Er sah zu seiner Frau hinüber, die ihn immer noch mit riesigen angsterfüllten Augen beobachtete. Sie wiederholte immer wieder seinen Namen. Sie stand unter Schock.

Er sah den Bauchschuss. Er sah dass ihre Augen schon trübe wurden, dass ihr Gestammel leiser wurde.

Und er packte Bodie bei den Schultern und schleifte ihn aus dem Auto heraus.

Ruth verfolgte ihn dabei die ganze Zeit mit ihren Augen. Es zischte neben ihr. Ein leichtes 'plop'.
Ihre Panik wurde immer schlimmer. Sie wollte nicht sterben. Nein! Wohin ging Ray? Warum kam er nicht zu ihr? Vom Rücksitz kam ein leises " Allahu Akbar", und der Gedanke, dass die Terroristen und ein sterbender Mann auf dem Rücksitz eines Autos, den selben Spruch benutzten, - war der letzte ihres Lebens.

~~~

Ray hatte Bodie etliche Meter von dem Wagen wegschleifen können, bevor er explodierte. Aber trotzdem wurden beide von der Druckwelle der Explosion über den Asphalt geschleudert.

"Nein!"

Ray rannte zurück zu dem hell in Flammen stehenden Wagen.

"Nein! Ruth! Ruth...."

Voller Horror starrte er in die wütenden Flammen. Er glaubte einen Körper sich aufbäumen sehen, aber er wusste dass das eine übliche Erscheinung war wenn…
Er weigerte sich den Gedanken weiterzuführen. Er konnte den Blick nicht abwenden von dem schaurigen Schauspiel, aber er fühlte absolut nichts. Er stand so nahe am Feuer, dass Haare und Augenbrauen versengt wurden, herumfliegende Funken verbrannten seine Haut. Aber auch das spürte er nicht.

So fand ihn Minuten später die Feuerwehr. Er wurde zu einem Krankenwagen geführt und ein Sanitäter legte eine Decke um seine Schultern, während ein anderer sich um seine Brandwunden kümmerte. Nach einiger Zeit liefen ihm die Tränen über die Augen.

„Was ist mit Bodie?“, fragte er endlich, und die Sanitäter waren überrascht, dass er mit einem offensichtlichen Schock, eine so feste, klare Stimme hatte.

„Sie meinen den Mann aus dem Auto?“ Ray nickte. „Ich gehe den Arzt fragen, warten Sie.“

Der Sanitäter ging weg, und jetzt konnte Ray Bodie auf einer Trage liegen sehen. Er bewegte einen Arm. Er lebte! Ray schloss die Augen. ‚Gott sei Dank lebte Bodie. Er hätte es nicht ertragen, hätte er seine Frau umsonst so grausam sterben lassen.‘

~~~

Als Bodie im Krankenhaus aufwachte, war Helen an seinem Bett. Schnell kamen die Erinnerungen. "Ich bin froh dass Du..." Er brach betreten ab.

"...dass ich noch lebe?" Sie nickte. "Ja, ich auch. - hör mal Bodie..."

"Ja?" Bodie verzog das Gesicht. Schon klar was jetzt kommen würde. Da war keine Überraschung zu erwarten.

Helen nahm seine Hand. "Ich bin gerade entlassen worden. Sie wollten mich kurz durchchecken."

Er unterbrach sie. "Und? Bist Du verletzt?"

"Nein, nicht ein Kratzer."

Bodie war unendlich erleichtert.

Helen fuhr fort: "Ich wollte nur mal kurz nachfragen, was mit Dir ist, da sagte eine Schwester, dass sie erwarten, dass Du jetzt irgendwann aufwachen würdest, und da... da bin ich eben geblieben."

"Danke, das ist nett. Aber...? - da ist doch ein 'aber', oder?"

Sie nickte. "Das ist mir zu... zu realistisch, Bodie. Das schlimmste was mir bis dahin passiert ist, ist ein aufgestochener Reifen an meinem Wagen. Aber das gestern... Nenn mich feige, aber ich will nicht Teil von dieser Welt sein - von Deiner Welt!"

Sie stand auf und umfasste krampfhaft ihre Handtasche. "Ich gebe Dir nicht die Schuld dafür... - aber bitte ruf nicht mehr an, ok?" Sie spürte leises Bedauern."- es sei denn Du bist Bäcker oder etwas ähnlich Ungefährliches geworden." Nach einer kurzen Umarmung und einem traurigen "Pass auf dich auf, Bodie", verließ sie das Krankenzimmer.

Bodie sah ihr hinterher. Was als befriedigendes Sex-Arrangement begonnen hatte, hatte sich im Laufe der Jahre zu einer tiefen Freundschaft entwickelt, und er würde sie verdammt nochmal sehr vermissen. Aber das war wohl so in seinem Leben, dass niemand bei ihm blieb.

Er suchte nach der Klingel und drückte sie mehrmals. Er musste telefonieren, oder fragen ob jemand von seinen Kollegen in der Nähe war. Er hatte keine Ahnung was nach dem Aufprall passiert war. Er musste wissen, ob Ruth es geschafft hatte. Und wer in dem Wagen hinter den Verfolgern gewesen ist. Was mit Helen und der Botschaft geschehen war.
Aber die Schwestern vertröstete ihn auf die Visite. Vorher durfte er nicht telefonieren.

Bedrückt dachte Bodie an eine Zeit, zu der der Verletzte sicher sein konnte, dass beim Aufwachen der Partner am Bett sitzen würde.

~~~

Am Abend erfuhr Bodie endlich von Murphy, was mit Ruth und Muwallid, und dem Botschaftsgebäude passiert war.
Der CI5 und DP-Security hatten die Terroristen überwältigen können, ohne dass Zivilisten zu Schaden gekommen waren. Allerdings zu einem hohen Preis. DP-Security hatte nicht nur seine Chefin verloren, sondern auch noch 2 weitere Agenten. Der CI5 hatte einen Toten und zwei Schwerverletzte zu betrauern, von denen einer wahrscheinlich die Nacht nicht überleben würde.

"Ich dachte mir schon, dass Ruth es nicht schaffen würde." Bodie tat es sehr leid um seine ehemalige Kollegin. Auch wenn sie die Frau von Ray gewesen war. "Sie hatte einen Bauchschuss. Sie hat Unmengen an Blut verloren." Ihm kam ein Gedanke. "Sie hat für den Job auf die schusssichere Weste verzichtet, wusstest Du das Murph?"
Murph nickte. "Sie war eine der besten!"

Bodie konnte nicht so schnell über ihren Tod hinweggehen. Und wenn er über sie sprach, würde er vielleicht auch etwas über Ray erfahren...
"Hat sie es denn noch bis ins Krankenhaus geschafft? Hat R... Doyle noch mit ihr sprechen können?"

"Du weißt es dann noch gar nicht? Der Wagen ist explodiert, sie ist nicht mehr rausgekommen."
Bodies Gedanken rasten. Er versuchte krampfhaft sich an irgendetwas zu erinnern. "Aber... Bin ich rausgeschleudert worden? Oder selber rausgekommen? Sorry Murph, ich weiß gar nichts mehr!"

"Man hat Dich fast 30m weiter hinter einer Hausecke gefunden. Und Doyle war als erster am Unfallort - mach daraus was Du willst, Bodie."

"Ray...?"

~~~

In den Monaten nach den folgenschweren Ereignissen um Muwallid, war Bodie ausgeglichener als die ganzen zwei Jahre vorher. Er hatte seinen Frieden mit Doyle geschlossen.

Es gab zwei Möglichkeiten. Möglichkeit eins war, dass Ruth tot gewesen war, als Ray zu dem Wagen kam. Er hatte Bodie dann aus dem Wagen gezogen wie er das für jeden anderen auch getan hätte.
Ray hatte nach dem Tod seiner Frau um sie getrauert, und auch danach keinen Kontakt zu Bodie gesucht, weil sich nichts an der Tatsache geändert hatte, dass er ihn nie geliebt hatte.
Bodie brauchte also nicht mehr an irgendwelche 'Vielleichts' und "Wenns" zu glauben und zu warten. Fall abgeschlossen.

Die zweite Möglichkeit war noch einfacher. Falls Ruth noch gelebt hatte, Doyle aber trotzdem ihn, Bodie, zuerst aus dem Wagen gezogen hatte - dann würde Doyles Gewissen ihm niemals erlauben, sich das zu verzeihen. Bodie kannte seinen ehemaligen Partner gut genug.
Also selbst wenn Ray ihn im Grunde seines Herzens liebte - wäre da keine Chance auf dem Tod seiner Frau etwas aufzubauen.
Fall auch so abgeschlossen.

Selbst Kate Ross konnte nicht umhin, von seiner Argumentation 'beeindruckt' zu sein.
Cowley hatte sich durchgesetzt und Bodie war schließlich doch wieder zu ihr gegangen. Und zugegebenermaßen, war er sogar geneigt, ernsthaft mit ihr zu sprechen.

Ross war danach noch mehr besorgt als die Jahre davor - und beschloss ein Gespräch mir Ray Doyle zu suchen. Und so stand sie ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau eines Abends vor seiner Wohnungstür.

Ray war die Überraschung anzusehen, und Kate sah, dass er überlegte, ihr die Tür vor der Nase zuzuwerfen. Aber dann siegte doch seine Höflichkeit. "Dr.Ross?"

Sie ging einfach an ihm vorbei in den Flur. "Ich muss mit Ihnen sprechen!"

"Ist was mit Bo..." Er biss sich auf die Zunge.

Kate lächelte, legte Schal und Jacke ab und ging ins Wohnzimmer, in dem offenbar eine kleine Party stattfand. Entschlossen stellte sie die Musik ab. "Meine Damen und Herren, die Party ist zu Ende. Würden Sie alle bitte jetzt gehen?"

Ray griente, von ihm aus hätte Ross ruhig schon vor zwei Stunden kommen können, aber trotzdem entschuldigte er sich bei seinen Nachbarn und machte Andeutungen, dass man dieser Frau besser nicht widersprechen sollte.

Kate Ross hatte es sich schon bequem gemacht und ein Glas Sherry eingegossen, als Ray in seine Wohnung zurückkam. "Bedienen Sie sich doch, Kate", meinte er lakonisch, und sie prostete ihm zu.
"Was kann ich für Sie tun?"

"Sie können gleich weiterfeiern. Sie müssen mir nur eine Frage beantworten. Na gut zwei."

"Ich will nicht weiterfeiern!"

"Oh, gut! Noch besser. Dann hätte ich gleich drei Fragen."

"Immer zu!"

"Gut. Also: Lieben Sie Bodie? Warum haben Sie ihn verlassen? War ihre Frau schon tot, als Sie Bodie aus dem Wrack gerettet haben?"

Ray lachte, und holte Schal und Mantel aus dem Nebenzimmer. "War schön mit Ihnen zu plaudern, Kate!"

~~~

Aber Kate Ross hatte etwas in ihm gelöst. Er wählte die Nummer, die er auswendig kannte - aber noch niemals benutzt hatte.

"Bodie."

"Ich bin's. Ray."

Bodie antwortete nicht. Er traute seiner Stimme nicht. Sein Kopf war wie leergefegt, so geschockt war er, dass Ray ihn anrief.

"Bodie? Bist Du noch da?"

Aber dann dachte Bodie daran, dass das Telefonat wahrscheinlich beruflich war, weil er momentan Cowley vertreten musste, und Bodie dachte daran, wie Ray sich bei ihrem Treffen in seiner Firma verhalten hatte. Er schaffte es einen geschäftsmäßigen Ton anzuschlagen.

"Ray. Was kann ich für dich tun? Cowley ist..."

"Fuck Cowley!"

"Nein Danke!" Fast hätte Bodie gelächelt. Früher...

"Können wir uns treffen? An einem geheimen Ort, wo niemand uns sehen kann?"

"Worum geht es?"

"Das sage ich Dir dann."

"Ok. Was schlägst Du vor?"

~~~

Niemand anderes hätte Bodie in so eine abgelegene Hafengegend locken können. Aber egal was gewesen war, er traute Doyle immer noch bedingungslos, und so saß er am nächsten Abend in einem Wagen aus dem CI5 Pool, am Rande eines heruntergekommenen Docks an der Themse.

Ohne dass Bodie etwas bemerkt hätte, öffnete sich die Tür und Doyle setzte sich auf den Beifahrersitz - und Bodie hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und nie mehr losgelassen.

Prima Ausgangssituation für ein wichtiges Gespräch, schalt er sich. Er knurrte deshalb nur ein ruppiges: "Doyle."

Ray drehte sich halb zu Bodie hin. "Ich habe dich immer geliebt, Du Idiot!"

Bodie schlug die Hände vors Gesicht und fuhr sich über Stirn und Haare bis diese etwas zu Berge standen. 'Unglaublich!' Er stieß mit der Schulter die Tür auf. Er musste hier raus.

Er stellte sich an den Rand der Kaimauer und sah in das brackige Wasser. 'Was hatte Ray nur im Sinn?'

Er kehrte zum Wagen zurück, riss die Beifahrertür auf und holte Doyle am Kragen heraus und stieß ihn dann unsanft auf die Motorhaube. Am liebsten würde er ihn hier und jetzt durchficken, bis sein bisschen Gehirn wieder funktionierte...

"Rede! Und zwar alles! Von Anfang bis Ende!" Er würgte Ray mit dem Kragen seiner Jacke. "Oder ich schwöre Dir, ich bringe Dich um!"

Ray krächzte: "Du hast mir auch gefehlt, Bodie!"

Bodie ließ von ihm ab. "Rede endlich."

~~~

Sie hatten sich wieder in den Wagen gesetzt. Es war fast stockdunkel, und Rays Stimme klang so vertraut, und doch war Bodie geschockt von dem was er da hörte.

'So unnütz. So vollkommen unnütz war alles gewesen.'

Je länger Bodie Ray zuhörte, je fassungsloser stand er all dem Leid gegenüber, das ihnen passiert war, bloß weil Ray nicht mit ihm hatte reden können - damals vor zweieinhalb Jahren...
All die unglücklichen und einsamen Tage und Wochen und Monate. All seine Verletzungen. Ruth.

"Erinnerst Du Dich Bodie? Cowley hatte uns auf getrennte Missionen geschickt, und ich musste einen Botschafter vorübergehend beschützen, weil ein Verrückter hinter ihm her war. Und weißt Du, wie dieser Botschafter hieß?"

Bodie schloss die Augen. "Herrgott, ich hätte ihn umbringen sollen, als ich die Gelegenheit hatte!"

Ray sah überrascht in seine Richtung. "Du weißt, wen ich meine?"

Gefährlich leise sagte Bodie: "Ray, wenn Du mir erzählen willst, Du hast mich verlassen bloß weil mein Vater Dir irgendetwas erzählt hat - dann weiß ich wirklich nicht, ob ich Dir so viel Blödheit jemals verzeihen kann!"

Ray gab dem Armaturenbrett einen heftigen Boxhieb. "Hältst Du mich für so bescheuert, dass ich nicht nachprüfe, was er mir erzählt? Ja? Bin ich so ein Amateur? Allwissender Bodie?"

Bodie holte tief Luft. "Ok, dann erzähl doch mal, was für einen Bären er Dir aufgetischt hat."

"Was willst Du? Die lange Version, oder eine Kurzfassung?"

"So kurz wie nur möglich."

"Also. Ich war überrascht, als ich hörte, dass der Botschafter Bodie hieß, aber es hätte ja auch ein Zufall sein können. Dann sprach er mich aber direkt auf Dich an, und sagte er wäre Dein Vater, und dass er wüsste, dass wir in einer Partnerschaft leben. Ich war schon drauf und dran, den perfekten Schwiegersohn zu geben, als er mir eröffnete, dass ich gefälligst aus Deinem Leben verschwinden sollte, sonst würde er unser beider Leben zerstören."

Bodie raufte sich schon wieder die Haare, aber enthielt sich weiter eines Kommentars. Er glaubte sich in einem ganz schlechten Drama von Shakespeare oder Moliere oder von wem auch immer zu befinden.

Er fragte nur. "Wie? Wie hat er das geschafft?"

"Er hat mir erzählt, was Du in Afrika gemacht hast..."

"Was h a b e ich denn angeblich gemacht, Ray?"

Ray flüsterte es fast. "Er hat mir von dem Überfall auf das Katinga Dorf erzählt."

"Raus!" Bodie schluckte trocken. "Wenn Du nicht in Sekundenschnelle hier raus bist, werde ich Dich wie einen räudigen Hund erschießen, Doyle."

"Ich werde nicht gehen!"

"Ich werde Dich notfalls raus prügeln."

"Versuche es."

Das ließ Bodie sich nicht zweimal sagen. Er packte Doyles Kopf und schlug ihn mit aller Macht auf das Armaturenbrett. Ray hatte nicht damit gerechnet, dass Bodie schon im Auto anfangen würde, und wurde total überrascht, aber es gelang ihm noch, den Aufprall mit den Unterarmen etwas abzufedern. Er schmiss sich gegen die Tür und rollte sich aus dem Wagen.

Der Kampf war echt. Dreckig und gemein. Voller maßloser Wut auf Bodies Seite, und Ray hatte nicht die Spur einer Chance, weil er sich im Unrecht fühlte und sich anfangs nur verteidigte. Und als er realisierte, wie ernst es Bodie war, war es schon zu spät.

Nach einem besonders gemeinen Schlag in die Nierengegend, erwische es Doyle auch noch voll im Gesicht, und er brach bewusstlos zusammen.

Bodie stand über ihm. Schwer keuchend wie ein wilder Stier wischte er sich das Blut mit dem Ärmel aus dem Gesicht. Er sah auf das Bündel am Boden, das er mal geliebt hatte. Und er verspürte kein Mitleid.

Ray hatte seinem Vater geglaubt, dass Bodie Kinder geköpft und Vaginas herausgeschnitten hätte...

Bodie rannte an den Quai und übergab sich in die Themse.

Als er zitternd zurückkam, musste er sich auf der Motorhaube abstützen. Sein Kopf schwirrte. Auch er hatte ein paar gezielte Treffer bei dem Kampf abbekommen, obwohl er ganz genau gemerkt hatte, dass sein Gegner sich zurückgehalten hatte – was Bodie nur noch wütender gemacht hatte.
Er sah auf Doyle hinab, der sich nicht regte. Um der alten Zeiten willen, würde er ihn vor einem Krankenhaus abladen. Und das wäre es dann mit dem Thema Ray Doyle.

Ein Auto bog um die Ecke und erfasste ihn voll mit den aufgeblendeten Scheinwerfern. Unwillkürlich hob Bodie die Hand um seine Augen vor dem Licht abzuschirmen.

Ein Mann sprang aus dem Wagen und zielte auf Bodie. „Hände hoch, und dann auf die Motorhaube stützen!“

‚Shit!‘ Bodie blieb nichts anderes übrig als zu tun was der Fremde von ihm verlangte. Er hatte keine Ahnung ob er da einem Polizisten oder Wachmann, oder einem Gangster in die Arme gelaufen war.

„So, und jetzt mit den Beinen noch ganz weit nach hinten, noch ein Stückchen!“

Der Mann wusste was er tat. Diese Position verschaffte Bodie einen Nachteil wolle er den Mann etwa angreifen.

„Ist er tot? Haben Sie ihn umgebracht?“ Der Mann ging zu Doyle hinüber und hockte sich vor ihn.

Bodie blieb buchstäblich das Herz stehen. Was wenn…?

Der Fremde machte sich daran, Doyle im Kegel der Scheinwerfer zu untersuchen. Vorsichtig bewegte er den Kopf um die Wunde sehen zu können, die am stärksten blutete. Er tastete ihn nach Brüchen ab und öffnete das Hemd, um nach verdächtigen Hämatomen zu suchen, die vielleicht auf innere Blutungen hindeuteten. Der Mann musste ein Arzt sein, dachte Bodie und war unerklärlicherweise erleichtert.
Ray schien jetzt wieder zu Bewusstsein zu kommen. Er stöhnte und bewegte den Kopf hin und her.
„Bitte Bodie, verzeihst Du mir? Bitte..“

Der Fremde zog erstaunt die Augenbrauen hoch und drehte sich zu Bodie hin, und Bodie konnte jetzt erkennen, dass er gar keine Waffe hatte, sondern gerade mit der Maglite auf ihn angelegt hatte. Bodie richtete sich auf. Sofort sprang der Mann auf und befahl ihm nicht näher zu kommen.

„Sie treiben ein gefährliches Spiel, mein Freund.“ Bodie ging weiter auf ihn zu, trotz wiederholter Befehle stehen zu bleiben. „Sie können mit ihrem Taschenlampen-Trick auch gut an die Falschen geraten.“ Bodie nickte in Richtung Maglite in seinen Händen.

„Und sie sind nicht einer der Falschen?“

„Nein. CI5.“

„Ausweis?“

Bodie holte ihn aus seiner Tasche und dabei war sein Holster kurz zu sehen. „Sehen Sie, so sieht eine echte Waffe aus. Wer sind Sie zum Teufel, dass sie sich hier rumtreiben und in fremder Leute Angelegenheiten mischen?“

„Mein Name ist David Darrington. Und das hier ist Familienbesitz.“ Er fügte scharf hinzu. „Was ist hier passiert. Der Mann da wurde halbtot geprügelt. Waren Sie das?“

„…eine kleine Keilerei unter Freunden…“, murmelte Bodie und prüfte ob einer seiner Zähne wackelte.

Darrington nickte zu Ray hin. „Wird er das auch so sehen, wenn die Polizei ihn befragen wird?“

Bodie zuckte mit den Schultern. „Es ist mir egal was mit ihm wird oder was er sagen wird!“

Darrington kniete sich wieder neben Doyle. „Hallo? Mr….?“ Er sah zu Bodie hoch.

„Doyle. Ray Doyle.“

„Hallo Ray? Können Sie mich verstehen?“

Ray blinzelte, dann öffnete er ganz die Augen und sah Darrington an. „Wer sind Sie? …und wo ist Bodie? Sagen Sie ihm, es tut mir unendlich leid.“ Er griff Darrington fest am Arm. „Bitte! Das ist wichtig!“

„Das werde, ich. Versprochen. Aber zuerst rufe ich Ihnen einen Krankenwagen.“

„Mir geht’s gut!“

„Sicher…“

Ray schloss die Augen und legte seinen Kopf kurz wieder auf den Asphalt, bevor er den Arm seines Helfers griff und sich halb aufsetzte. „Ja. Ganz sicher!“ Er ließ sich helfen sich an den Wagen zu lehnen. „Ich brauche nur ein paar Minuten…“

Bodie hatte die Szene aus einiger Entfernung beobachtet. Er wusste nicht warum er seinen Ex-Partner nicht einfach in den Händen von Darrington ließ. Offensichtlich würde er sich um ihn kümmern. Aber Bodie konnte sich nicht trennen. Unschlüssig zog er sich noch etwas weiter in den Schatten zurück.

Darrington hatte einen Entschluss gefasst. Wenn dieser Doyle keinen Krankenwagen wollte, dann würde er ihn wenigstens in seinem Büro genauer untersuchen, und dann entscheiden was zu tun ist.
Er sah sich nach diesem Bodie um, damit der ihm helfen konnte, den Verletzten dorthin zu bringen. Aber er schien sich aus dem Staub gemacht zu haben. Enttäuscht schüttelte Darrington den Kopf und machte sich daran, Ray in sein etwa 100m entferntes Bürogebäude zu schleppen. Er war erleichtert, dass der Verletzte teilweise selber den Weg bewältigen konnte.

Obwohl hier schon länger nicht mehr gearbeitet wurde, war sein Büro noch komplett eingerichtet und auch mit einem guten 1.Hilfe Schrank ausgerüstet.

Er machte sich daran, Rays Wunden zu behandeln und zu verbinden.

„Was war da vorhin los? Soll ich der Polizei Bescheid sagen?“

Ray schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist alles meine Schuld…“ In dem Moment, in dem er Bodies Reaktion auf seine Anschuldigung gesehen hatte, war er sich der Ungeheuerlichkeit bewusst geworden, dem Mann den er liebte, so etwas zuzutrauen. Und er konnte Bodies Reaktion absolut verstehen.
Er sah Darrington verzweifelt an. „Verdammt nochmal, ich habe Bodie doch nicht verlassen, weil er angeblich solche Horrortaten begangen hatte! Ich wollte ihn doch davor schützen, dass sein Vater das an die Öffentlichkeit bringen würde.“
Darrington verstand nicht genau, worum es ging, aber er ermutigte Ray weiterzureden.
„Sein eigener Vater?“
„Ja! Er hat gesagt, er würde die Schande niemals hinnehmen, dass sein Sohn ein Homosexueller wäre, und er würde mit allen Mitteln verhindern, dass er mit einem Mann zusammenleben würde.
Er hat mir gedroht, er hätte Informationen über Bodie, die wenn sie an die Öffentlichkeit gebracht würden, nicht nur Bodies und meine Karriere beenden würden, sondern auch den CI5 erschüttern würden.“ Ray schien jetzt sehr erschöpft. „Er wird mir das nie verzeihen!“ Er sah Darrington mit einem flehenden Blick an. „Würden Sie es verzeihen können, wenn der Mensch, den sie lieben, schreckliche Dinge über sie denkt.“

„Ich weiß es nicht“, antwortete Darrington ehrlich.

Ray fuhr hoch. „Aber ich habe doch nicht geglaubt, dass er wirklich… selber die Taten begangen hat. Sondern dass er vielleicht sie nur nicht hatte verhindern können. Niemand kennt doch Bodie so wie ich. Er ist niemals unnötig brutal! Nie!“
„…sagte der Mann, der gerade tierisch von ihm verprügelt worden ist…“, sagte Darrington sarkastisch.

Ray winkte ungeduldig ab. Er legte sich auf der Pritsche zurück und schloss die Augen. Darrington stand auf, zog eine Spritze auf und verabreichte sie Doyle, der jetzt apathisch alles mit sich machen ließ. Nach einigen Minuten fiel er in einen unruhigen Schlaf.

~~~

Darrington hatte schon länger Geräusche vor seinem Büro gehört, und er war sich ziemlich sicher gewesen, dass es dieser Bodie war und dass er jedes Wort von Doyle mit angehört hatte.
Jetzt war Darrington sogar gespannt, die andere Seite der Geschichte zu hören.

Er fand noch eine alte Flasche Whiskey und zwei Gläser und überraschte Bodie, der gerade die Büros wieder über die Hintertreppe verlassen wollte.

„Whiskey?“ Darrington winkte mit der Flasche.

Bodie nickte Richtung Doyle. „Was haben Sie ihm gespritzt?“

„Eine Kombination von Schmerz- und Schlafmitteln.“ Er sah, dass Bodie skeptisch die Augen aufriss. „Keine Bange, ich weiß was ich tue. Ich bin Arzt. Wo wollten Sie hin? Weglaufen?“

Bodie verzog den Mund. „Ich habe daran gedacht… aber nein. Ich wollte den Wagen näher ran holen…“
„Um ihren Freund mitzunehmen?“

„Scheint so…“ Bodie wich dem prüfenden Blick des Mannes aus.

„Heißt dass, dass Sie ihm verzeihen? - nachdem Sie ihn dermaßen verprügelt haben…?“

„Ich war noch nie in meinem Leben so wütend, so enttäuscht… Ich wollte ihn töten… Und der Idiot hat sich kaum gewehrt…“

Bodie senkte beschämt den Kopf.

„Aber ja, ich werde ihm verzeihen.“

„…es gibt doch immer noch Menschen, die mich überraschen…“, murmelte Darrington.

Er zog Bodie in ein anderes Büro, in dem sogar noch ein Tisch und einige verstaubte Sessel standen, und drückte ihn in einen von ihnen. Dann füllte er ihre Gläser mit Whiskey.

„Ich bin irgendwie in diese Sache hineingezogen worden. Würden Sie mir erklären, warum Sie anscheinend so schnell bereit sind, ihrem Freund zu verzeihen?“

Bodie leerte sein Glas mit einem Zug. Spöttisch meinte er: „Sie benutzen ähnliche Methoden wie unsere Psychologin. …aber gut.“

Bodie lehnte sich vor und hielt seinem Gegenüber das leere Glas hin. Darrington füllte es fast bis zur Neige, und Bodie lächelte.

„Sie werden enttäuscht sein.“

„Das glaube ich nicht.“

Bodies Antwort war für Darrington so knapp wie überraschend in ihrer Einfachheit.

„Weil ich ihn liebe.“

Bodie stand auf. „Danke Doc! – für den Whiskey!“ Er zwinkerte Darrington zu und ging zu Ray hinüber.

Er schüttelte den schlafenden Mann wach.

Ray konnte kaum die Augen offenhalten, aber Bodies Worte drangen bis tief in sein Herz und er lächelte glücklich.

„Komm Ray, aufstehen. Wir fahren nach Hause.“



Ende







Titel: Schattenjahre
Autorin: Firlefanzine
Art: Smirra
Genre: Slash
Paarung: Bodie/Doyle
Warnungen: nicht notwendig
Zusammenfassung: Bodie wird vollkommen überraschend von Doyle verlassen, und sein Leben ist danach nicht mehr das was es einmal war. Nach zwei Jahren treffen sie beruflich wieder aufeinander.
Disclaimer: 'Die Profis' gehören mir nicht und ich mache keinerlei fianziellen Gewinn damit.

Date: 2014-07-15 09:24 pm (UTC)
ext_137604: (Default)
From: [identity profile] smirra.livejournal.com
Den art prompt hast du schön umgesetzt mit deiner Geschichte und du hast ja auch noch einen guten Dreh bekommen damit. ;-)
Mir gefällt das Mysterium mit Bodies Rettung, die schließlich Aufschluss gibt über Doyles Gefühle und die die Ereignisse mit Bodies Vater klären.

(frozen)

Date: 2014-07-18 07:54 pm (UTC)
From: [identity profile] potztausend.livejournal.com
Ja, die Art ist toll und passt super! Mir gefällt, neben den Farben, auch, dass im oberen Bereich eher links Doyle etwas schärfer dargestellt ist als die anderen. Dadurch hat das Bild auch für mich eine Richtung.

Date: 2014-07-15 09:59 pm (UTC)
From: [identity profile] macklingirl.livejournal.com
Wow!
Bei dem tollen Bild kann ich verstehen, dass du dich verrannt hast. Da stecken ja mindestens fünf Geschichten drin, wenn nicht noch mehr.

Die Geschichte ist wirklich in großen Teilen düster, aber es gibt zwischendurch doch wieder ein kleines Licht. Die Idee mit Bodies Eltern fand ich klasse. Ich konnte auch dieses Zwiegespaltensein erkennen, dass Doyle in dem Moment empfindet, in dem er vor dem Wagen die Entscheidung treffen muss.
Und selbst die Schlägerei konnte gut nachvollziehen.

Mir fällt zu Bodies Vater spontan ein 'Wer solche Verwandten hat, braucht keine Feinde'. Paßt hier genau.

Zusammengefasst hat mir die Geschichte gut gefallen.

Date: 2014-07-16 05:23 pm (UTC)
From: [identity profile] macklingirl.livejournal.com
Nein, nicht zu düster. Aber halt sehr düster.

Würde mich interessieren, wie Bodie darauf reagiert. Könnte sehr spannend werden :-)

Date: 2014-07-16 06:08 pm (UTC)
From: [identity profile] macklingirl.livejournal.com
Oder aber Papa wird Botschafter bei Ojuka. Der "schuldet" den Jungs doch sowieso noch was. Dann wäre CI5 jedenfalls sauber ;-)

Date: 2014-07-16 10:25 am (UTC)
ext_137604: (Default)
From: [identity profile] smirra.livejournal.com
Danke, ich habe halt nach caps gesucht, die eine gewisse Spannung beinhalten und suggestiv sind.
Wenn noch eine Geschichte übrig ist, die noch nicht geschrieben ist– es hält dich keiner auf...

Date: 2014-07-16 05:25 pm (UTC)
From: [identity profile] macklingirl.livejournal.com
>Wenn noch eine Geschichte übrig ist, die noch nicht geschrieben ist– es >hält dich keiner auf...

Mal sehen, vielleicht kommt da ja irgendwann mal was bei mir zum Vorschein.

Date: 2014-07-16 07:10 am (UTC)
From: [identity profile] milomaus.livejournal.com
Passt wieder super zu der tollen Art!
Ich finde das Bild schon gewaltig, da passt die Gewalttätigkeit der Geschichte super dazu.

Klasse, wie du die beiden wieder zusammen bekommen hast.
Toll!

Date: 2014-07-16 10:30 am (UTC)
ext_137604: (Default)
From: [identity profile] smirra.livejournal.com
Mir gefällt die Spannung und die Emotionen von dramatischen düsteren Stories, tje wehe wenn sie losgelassen... ;-)
Außerdem dachte ich Firle kann es gut umsetzen.

Date: 2014-07-16 11:59 am (UTC)
From: [identity profile] milomaus.livejournal.com
Sehr gut gedacht, Agent Smirra!

Date: 2014-07-16 11:23 am (UTC)
From: [identity profile] milomaus.livejournal.com
Die Jungs natürlich.
Und Bild und Geschichte!

Date: 2014-07-16 09:28 pm (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
Die Art sieht schon mal super aus! Zum Lesen komme ich wahrscheinlich erst am Wochenende. Bin aber schon gespannt. :-)

Date: 2014-07-17 07:21 am (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
Danke, dass du es bemerkt hast. ;-)

Date: 2014-07-17 11:32 am (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
Narrenfreiheit auf Doppelleben? Mal sehen ;-)

Date: 2014-07-19 03:26 pm (UTC)
From: [identity profile] macklingirl.livejournal.com
Wenn es zu schlimm wird, schicke ich Tommy vorbei *g*

Date: 2014-07-20 09:19 am (UTC)
From: [identity profile] macklingirl.livejournal.com
Nein! Mit dem rechnest du ja ;-)

Aber du darfst dich am nächsten ersten Sonntag ruhig austoben. Du findest bestimmt was!

Date: 2014-07-18 08:15 pm (UTC)

Date: 2014-07-17 06:49 am (UTC)
From: [identity profile] sw33n3y.livejournal.com
Well done, on posting! The lovely image gives me a sense of what is happening.

Date: 2014-07-19 11:07 am (UTC)
From: [identity profile] sw33n3y.livejournal.com
Thanks for the outline. That all sounds quite intriguing, especially the last line.

Date: 2014-07-18 11:14 am (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
Super Bildkomposition, wie ich schon gesagt habe, und die Story ist äußerst gut geschrieben und spannend.
Düster, ja, und die beiden reagieren nicht wirklich so, wie ich es von ihren Canon-Alter Egos erwarten würde. Bodie vor allem ist hier sehr gewalttätig: Kopf aufs Armaturenbrett schlagen Da muss man damit rechnen, dass der andere stirbt. Voller Hass Voller Wut, okay, das ist vielleicht noch verständlich, aber bei Hass gibt es kein Zurück. Ich würde Bodie wöchentliche Therapiesitzungen bei Ross für die nächsten 5 Jahre verordnen. Und Doyle kriegt den Friedensnobelpreis dafür, dass er danach noch mit ihm zusammen sein will. ;-)

Date: 2014-07-18 02:42 pm (UTC)
ext_137604: (Default)
From: [identity profile] smirra.livejournal.com
Danke für das Lob zur Art! Aber das nächste Mal könnte ich auch ein paar positive Aspekte durchkommen lassen. *makes note*

Alles in allem kommt bei pros fiction einiges an Therapiestunden zusammen.

Date: 2014-07-18 06:11 pm (UTC)
ext_137604: (Default)
From: [identity profile] smirra.livejournal.com
Neiiin, nichts von dem! Therapiestunden für die in den Stories agierenden Jungs meinte ich!
Wobei das ja wiederum nichts heißt. Therapien sind eine sinnvolle Sache, gut, dass es diesen neutralen Blick auf die Lebensbiografien gibt :-)
Edited Date: 2014-07-18 06:13 pm (UTC)

Date: 2014-07-18 08:18 pm (UTC)
From: [identity profile] potztausend.livejournal.com
*ggg* perfektes Icon für das Thema!

Date: 2014-07-18 08:37 pm (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
Ist schon okay. Düster muss manchmal sein. :-)

Date: 2014-07-18 09:08 pm (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
Welche Stellen meinst Du Eben diese Stellen, und dass Doyle sich nicht verteidigt,

Aber Doyle ist ein gleichwertiger Gegner. Und Gewalt ist auch leider ihr Tagesgeschäft. Außerdem würde selbst ein ungeübter Gegner automatisch die Hände zum Abfangen benutzen, ich glaube, das geht gar nicht anders. Egal ob Frau oder Mann, ein Schädel ist bei beiden zerbrechlich. Stell dir diese Szene bildlich vor. In einem Film zum Beispiel, oder in einer Pros-Folge.
Und dann: Er sah auf das Bündel am Boden, das er mal geliebt hatte. Und er verspürte kein Mitleid. Und dann „Ist er tot? Haben Sie ihn umgebracht?“ Der Mann ging zu Doyle hinüber und hockte sich vor ihn. Bodie blieb buchstäblich das Herz stehen. Was wenn…? und
Bodies Antwort war für Darrington so knapp wie überraschend in ihrer Einfachheit. „Weil ich ihn liebe.“ WTF! Was nun? Zuerst das Bündel, das er einmal geliebt hat und für das er kein Mitleid verspürt? Auf das er voller Hass eingeprügelt hat. Und dann bleibt ihm das Herz stehen? Und dann liebt er ihn plötzlich wieder? Das meinte ich damit, dass sie beide nicht Canon-mäßig reagieren. Und dass Bodie dringend Therapie benötigt, um seine schwankenden Gefühle wieder unter Kontrolle zu kriegen.

Ich hatte übrigens großen Spaß. Sie gefällt mir wirklich gut. Ich war nur von deiner (Bodies) Gewaltbereitschaft überrascht. Und Helen bist du, nicht wahr? ;-)

Date: 2014-07-19 08:54 am (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
Okay ich geb mich geschlagen. Let's agree to disagree in einigen Punkten. :-)

Date: 2014-07-19 10:25 pm (UTC)
From: [identity profile] cloudless-9193.livejournal.com
nein, überhaupt nicht. ;-)

Date: 2014-07-18 09:29 pm (UTC)
From: [identity profile] potztausend.livejournal.com
Das ist gut und flüssig geschrieben, immer wieder etwas dabei, eine kleine Bemerkung, eine Formulierung, ein Bild. Dadurch wird die story lebendig! Sie ist schon sehr düster, aber das stört mich an sich nicht, ich habe ja auch schon genügend andere düstere Geschichten gelesen *g*.

Das einzige inhaltliche Problem, das ich habe, ist der Grundkonflikt *g*. Ich glaube nicht, dass Doyle sich zurückziehen würde, damit Bodies Vater ihn nicht bloßstellen kann, sondern, dass sich B/D zusammengetan hätten.

Die Wut von Bodie ist nachvollziehbar, vielleicht einen Hauch zu brutal, aber von der grundsätzlichen Idee her für mich o.k.

Kann das sein, dass Du etwas anders schreibst als früher, oder bilde ich mir das ein? Ich fand ja immer regelmäßig Sachen gut bei Deinen Geschichten, aber hier kommt es mir so vor, als ob es stärker aus einem Guss ist und ich weniger bei Stellen angehalten habe... ist immer ein gutes Zeichen bei mir, weil ich dann in einer story drin bin.
P.S. Der Titel ist gut!
Edited Date: 2014-07-18 09:31 pm (UTC)

Date: 2014-07-20 03:57 pm (UTC)
From: [identity profile] potztausend.livejournal.com
Im Endeffekt dürften wir, je mehr wir schreiben, alle immer ein kleines bisschen besser werden... menno, wenn ich dann 80 bin, DANN kann ich schreiben :D

Profile

Doppelleben_ci5

August 2023

S M T W T F S
  1 2345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Tags

Style Credit

Expand Cut Tags

No cut tags
Page generated Jun. 12th, 2025 11:08 pm
Powered by Dreamwidth Studios