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Der Liegestuhl
von Firlefanzine

Da gab es diesen Challenge in einer fremden, deutschen Community…, den ich dann leider aber doch verpasst habe.
Meine Wörter waren:
Liegestuhl
Lavendel
Grillen
Wasserbomben
Hitzewelle



"Autsch!"  Ray steckte sich seinen arg gequetschten Mittelfinger in den Mund und drehte sich zu Bodie um, um mit ihm gemeinsam über diese vermaledeite, störrige Ausgeburt der Hölle, die sich harmlos Liegestuhl nannte, zu schimpfen. Ihm blieb der Mund offen stehen, als er Bodie ganz entspannt auf seinem Stuhl liegen sah, Sonnenhut auf dem Kopf, ein aufgeschlagenes Buch im Schoß und eine eisgekühlte Piña Colada in seiner rechten Hand.


Unschuldig griente Bodie ihn an. "Is' was Sunshine?"

Ray ließ das klapprige Gestell einfach fallen und setzte sich nonchalant an den Beckenrand des kleinen Pools. Er holte sich seine grüne Pilotenbrille aus der Hemdtasche und wandte sein Gesicht der Sonne zu. In ihm brodelte es. Unter keinen Umständen würde er Bodie um Hilfe bitten. Das würde dem selbstgefälligen Mistkerl gerade so passen. Und er würde auch nicht fragen, woher Bodie seine Fertigkeit hatte. NIE.IM.LEBEN!

Schweigen. Nur unterbrochen vom leisen Blättern der Seiten.

Langsam nahm Ray seine Umgebung wahr und er entspannte ein wenig. Eigentlich lachhaft!
Großer Gott, sie waren auf diesem verdammten Kreuzfahrtkahn zwar nicht zu ihrem Vergnügen, aber man konnte ja immerhin das Beste daraus machen.

Er schob sich seine Brille auf die Nase und sah Bodie an. "Stellst Du mir nun diesen albernen Stuhl auf oder nicht?"

Zack. Zack. Schwung. Absetzen. Schon saß Bodie wieder in seinem Stuhl als wäre er nie auf gewesen.

Ray machte es sich bequem und legte sich mit geschlossenen Augen zurück. Es war nicht nötig zu Bodie hinüber zu sehen, er wußte auch so, dass er wie ein kleiner Junge bis über beide Backen grienen würde.
Und auch Ray mußte lächeln. 'Gott…, was liebte er diesen Kindskopf…!'



- - - - -


"Unter Wasserbomben habe ich mir bis jetzt etwas anderes vorgestellt…", murmelte Bodie in Rays Richtung.

"Ruhe dahinten!" Der Mann sah etwas lächerlich aus. Bekleidet mit einer indezenten, hellrosa Badehose, hatte er drohend eine Maschinenpistole auf die ebenso leicht bekleidete Schaar seiner Geiseln gerichtet. "Und schön die Arme hinter dem Kopf verschränkt halten! Dann passiert hier niemandem etwas."

Vor nicht einmal 5 Minuten war etwas wie eine Granate mit einem lauten Pfeifen in dem zufälligerweise menschenleeren Pool gelandet, und hatte die Menschen in seiner Nähe mit einer gewaltigen Welle aus Wasser und Gummitier-Schnipseln überschüttet.

Und sofort hatten fünf bewaffnete Männer und Frauen wichtige Stellungen eingenommen und einer von ihnen hatte eine Salve in die Luft geschossen. Die Aufmerksamkeit aller war ihnen sicher.
Bodie und Doyle hatten es gerade noch geschafft, ihre Waffen unter der Persenning eines Rettungsbootes zu verstecken, bevor alle Passagiere und Crewmitglieder zusammengetrieben worden waren.

Jetzt befanden sie sich in dem großen Dinnersaal des Luxusliners, und immer noch kamen ab und zu große und kleinere Gruppen Geiseln mit immer neuen Bewachern dazu. Bodie hatte bis jetzt 27 gezählt, und er hoffte nur, dass Ray die ausweglose Situation akzeptieren konnte und die Show genießen würde! Aber er bezweifelte das. Er hatte von solchen modernen Piratenstücken gehört. Alle an Bord würden bis aufs Hemd ausgeraubt werden, verwendbare Lebensmittel und Fracht würde genauso 'konfisziert' werden wie alles wiederverwendbare Inventar. Diese Menschen kamen aus den ärmsten Regionen Afrikas und konnten aus allem Geld machen.
Die Aktionen waren jedes Mal generalstabsmäßig geplant gewesen – wahrscheinlich von einigen seiner Söldnerkollegen. Und bis jetzt hatte er noch nie gehört, dass dabei absichtlich jemand verletzt worden war.
'Relax Ray' flüsterte er und versuchte seinem Partner subtile Signale zu übermitteln, aber Ray ignorierte sie. Absichtlich, wie Bodie vermutete. Er seufzte ergeben. Also würden sie alles tun, damit England weiter nach Rosen und Lavendel duften würde – selbst hier, so fern der Heimat.

'Gott…, manchmal wußte er wirklich nicht, warum er diesen verdammten Retter der Menschheit liebte…!'

- - - - -


Bodie war ehrlich beeindruckt! Die Operation war bis aufs I-Tüpfelchen ausgeklügelt geplant und durchgezogen worden. Einige der Piraten waren als Crewmitglied oder Passagier getarnt an Bord gewesen, und hatten dafür gesorgt, dass im Moment des Überfalls, bis auf einige Maschinisten, alle Crewmitglieder bei einer Art Betriebsversammlung zusammengekommen waren. Die Piraten hatten keine Mühe sie unter Kontrolle zu bringen. Die charmante Chef-Stewardess Miss Forlow arbeitete für die Piraten, genauso wie der verantwortliche Funker. Und der Pirat mit der auffälligen Badehose war einer der Animateure gewesen. Das ziemlich große Piratenschiff hatte sich hinter einer Landzunge verborgen gehabt, bis kurz vor dem Start der Aktion an Bord des Luxusliners.

Und jetzt saß Miss Forlow mit Brille und strenger Frisur vor ihrer Passagier und Crewliste, und rief nacheinander alle Geiseln auf. Mit geschäftsmäßiger Miene ratterte sie von jedem einzelnen alle verfügbaren Informationen runter inklusive der Wertsachen, die sie mit an Bord gebracht hatten und außerdem als Schmankerl noch einige delikate 'Geheimnisse'. Also mußte auch mindestens ein Zimmermädchen zu den Banditen gehören. Bodie seufzte. Er wusste, was jetzt kommen würde.
Mittlerweile hatten sich die meisten Geiseln etwas entspannt, und verfolgten interessiert die kleinen und großen Enthüllungen, die ihnen wie in einer Soap Opera brühwarm serviert wurden. Da hatte ein Ehemann einer Geliebten im Nachbarzimmer einen teuren Ring geschenkt, und dort hatte ein Unternehmer ein Vorstandsmitglied bestochen, und nur wenig später konnten alle mit anhören wie viel Bargeld ein bekannter Schauspieler in seinem Zimmersafe deponiert hatte, um es später auf der Reise, in einer Steuer-Oase zu deponieren. Der Mann hatte ab sofort eine Sorge weniger. Kein Cent seines Vermögens würde jemals an den Staat gehen.

Bodie wurde gleich zusammen mit Ray aufgerufen – so wie alle Paare bis jetzt.
Unterdrücktes Gemurmel begleitete sie bis vor den Tisch, an dem Miss Forlow zwischen zwei grimmig aussehenden Männern im Kampfanzug saß.
Als erstes mußten sie, wie schon alle vor ihnen,  Uhren, Schmuck und Geldbörsen in eine große Kiste neben dem Tisch legen, dann wurden beide peinlich genau von einem großen, blonden Mann abgetastet, wobei einige Zuschauer sich zu wohligen Geräuschen und einigen anzüglichen Bemerkungen hinreißen ließen.
Und auch Bodie legte den Kopf schief zur Seite und hob indigniert eine Augenbraue, als die Untersuchungen des Blonden bei Ray ein wenig zu persönlich wurden.
Zu Bodies Entsetzen ließ Ray ein heiseres 'Jaaa…' hören und anstatt den anzüglichen Kerl wegzustoßen, öffnete er die Beine ein wenig und schob sein Becken etwas vor.
Bodie blieb buchstäblich die Spucke weg.

Ein scharfes "Das reicht Schwede!" von einem der Männer am Tisch, unterbrach das Intermezzo.
Aber bevor eine weitere Befragung starten konnte, gab es in einer Ecke eine aufgeregte Diskussion unter einigen der Piraten. Aufgeregt kam einer angelaufen und knallte die Pistolen von Bodie und Doyle auf den Tisch. Die Waffe im Anschlag, drehte er sich um seine eigene Achse und brüllte: "Los! Vortreten! Wem gehören diese Waffen?"

Aufgebracht stieß er Bodie sein Gewehr vor die Brust. "Was ist mit euch? Sergio sagt, ihr hättet euch in der Nähe des Rettungsbootes rumgetrieben."

Miss Forlow schaltete sich ein. "Sei nicht albern, die beiden Lovebirds hatte die ganze Zeit nur Augen füreinander." Und mit einem tiefen Blick auf Rays knappe Badehose fügte sie hinzu, "…außerdem wo hätte der da eine andere Waffe als… nun…wo hätte er eine Pistole verstecken sollen?" Sie schob sich die Brille wieder hoch und fuhr nüchtern fort.
"Mr.Bodie, teilen sie mir bitte die Kombination von ihrem Zimmer-Safe mit, sowie eventuelle andere Verstecke von Wertsachen von Ihnen und ihrem Liebhaber, das erspart uns allen eine Menge Mühe!"

Und während Bodies Angaben notiert wurden, ließ Miss Forlow ihre Gedanken abschweifen.

'Gott…, was würde sie es lieben mit den beiden nur eine halbe Stunde zu ihren Bedingungen verbringen zu dürfen…!'

- - - - -


Zum ersten Mal in ihrem Leben waren Bodie und Doyle von jemandem zum Grillen eingeladen worden.
Und so saßen sie – wieder in klapprigen Liegestühlen – am Ufer der Themse und sahen gedankenverloren den vorbeifahrenden Ozeanriesen hinterher.

Erinnerungen kamen hoch.

Fast war die Störung durch Betty willkommen. "Wollt ihr nicht auch etwas näher zum Feuer kommen? Wir haben nicht gerade eine Hitzewelle hier." Missmutig sah auch sie einem Containerschiff hinterher. "Die fahren jetzt bestimmt in wärmere Gegenden!" Sie seufzte und legte Bodie einen Arm auf die Schulter. "Hat euch schon mal jemand gesagt, dass ihr seit eurem Einsatz auf dem Kreuzfahrschiff irgendwie verändert seid?" Sie räusperte sich. "Ich habe den Bericht gelesen. Ihr hättet nichts machen können. Das hat selbst Cowley gesagt. Natürlich erst, als ihr aus der Tür raus wart."
Betty machte eine bedeutungsschwangere Pause. "Und ihr… nun, ihr seid ja nicht gerade von den Piraten gefoltert worden…" Sie versuchte erfolglos, ein Grinsen zu unterdrücken.

"Betty. Du bist nicht besser als alle anderen." Ray hatte sich aus dem Liegestuhl heraus geschwungen und hauchte ihr einen leichten Kuß auf die Wange. "Das war gefährliche und hochqualifizierte Agentenarbeit."

Betty griente jetzt von einem Ohr zum anderen. "Sicher Ray."

Von unten ließ sich eine tiefe Stimme hören. "Glaube ihm nichts Betty! Er hat sich buchstäblich zurückgelegt und an England gedacht, während ich pflichtbewusst meinen Mann gestanden habe."


Betty gluckste. Dann seufzte sie noch einmal abgrundtief, wischte sich eine verstohlene Lachträne aus den Augen sah sich nach Ruth um, um mit ihr dieses kleine aber feine Detail zu teilen.
Die beiden hatten also tatsächlich mit einer dieser Piratenfrauen Sex gehabt.
Wenn das nicht Futter für romantische Phantasien um die beiden unangefochten schärfsten Stecher des CI5 war, dann wußte sie auch nicht.

Ray sah ihr nach, und noch lange nachdem sie verschwunden war, starrte er blicklos auf die Runde seiner Kollegen und Kolleginnen, die sich um das Lagerfeuer versammelt hatten und dort lautstark und feucht fröhlich Ansons Verlobung feierten. Irgendwann erwachte er aus seiner Starre. Er drehte sich um und ging an das Ufer hinunter.

Er hörte Bodie nicht kommen. Plötzlich stand er neben ihm.
Der mehr oder weniger erzwungene Sex mit Miss Forlow war kein Thema zwischen ihnen.
Sie waren Männer. Sie waren Adrenalin Junkies. Sowas kam mit dem Job. Und Miss Forlow war eine schöne Frau gewesen. Sie gönnten ihr diese Erinnerung. Diesen Moment der angeblichen Macht über sie beide, weil sie sich der beiden grimmigen Bewacher, unten an der Treppe zur abgedunkelten, nächtlichen Brücke, sicher gewesen war.

"Ray?"

"Hmmmm…"

"Was ist es?"

Ray grunzte. "Und bei Dir? Erzähl mir nicht, Du wärst nicht abweisend zu mir seit unserer Rückkehr."

Bodie betrachtete eingehend seine Schuhe, die ab und zu vom Wasser überspült wurden.

"Du hast angefangen…"

Ray mußte grienen. Das klang schon fast wieder nach Bodie.

Er stupste Bodie mit der Schulter an. "Ja, aber normalerweise holst Du mich sehr schnell aus meinen Launen hinaus. Warum diesmal nicht, Bodie?"

"Vor allen Leuten…? Wir sind nicht mehr auf dem Schiff, Doyle."

"Ah…" Ray verstand. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr war er wieder zuversichtlich. Er hatte sich da in etwas hineingesteigert, was nicht da gewesen war. Bodie hatte sich nicht von ihm zurückgezogen, sondern im Gegenteil ihre auf dem Schiff offen zur Schau gestellte Nähe vermisst – genau wie er selber.

Er nahm sich ein Herz. "Das war angenehm, dass wir uns nicht weiter verstellen mußten, oder…?"

"Kann man so sagen, Doyle."

"Ist Dir eigentlich bewußt, dass Du mich immer 'Doyle' nennst, wenn Du verhindern willst, dass ich Dir zu nahe komme?"

Als Bodie schwieg, ging Ray nicht weiter darauf ein. Stattdessen nickte er in Richtung Lagerfeuer.
"Wir könnten jetzt Hand in Hand da hingehen, und uns einfach dazu setzen…"

Bodie sah unbehaglich hinüber. "Könnten wir?"

Er räusperte sich. "Hör mal, D… Ray! Das war nett auf dem Schiff, wir brauchten uns nicht darum kümmern was die Leute von uns dachten, wir konnten uns berühren, Du hast mich sogar einmal draußen an der Reling geküßt – aber ehrlich das brauche ich nicht. Durfte auch keins meiner Birds…"

"Bodie…"

Nach einem verstohlenen Blick auf die Figuren am Feuer griff Bodie entschuldigend nach Rays Hand und ihre Finger verschränkten sich. Aber sie waren sich bewußt, dass sich ihre Silhouetten gegen den teilweise beleuchteten Strom klar abzeichnen mussten, also ließen sie wieder voneinander ab und rückten sogar ein Stück auseinander.

Rays Stimme klang jetzt etwas ernüchtert. "Wie sieht dann unsere Zukunft aus? Lassen wir es ganz… - oder sollen wir uns ewig verstellen? Was ist, wenn jemand vom Schiff plaudert? Oder jemand anders? Wie wird es sein, Bodie?"

Bodie fuhr ihn an: "Was meinst Du eigentlich, worüber ich die ganze Zeit grübel, Ray? …Ach!"
Er wandte sich abrupt wieder von Ray ab und kickte frustriert ein paar Kiesel in das träge vor sich hin schwappende Wasser.

"Feigling!"

Bodie fuhr wütend herum und sah in Rays lachende Augen. Er atmete tief durch.
'Gott.. ., was machte dieser verdammte Mistkerl nur mit ihm…?'


Er schubste Ray in Richtung Licht. "Aber Händchen gehalten wird nicht, Doyle!"





Ende





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Titel: Der Liegestuhl
A
utor: Firlefanzine
Gen, Het oder Slash: Slash
Paar: Bodie/Doyle
Anzahl Wörter: 2096
Warnungen: nicht notwendig
Kurzbeschreibung: Die Wörter Liegestuhl, Lavendel, Grillen, Wasserbomben und Hitzewelle waren zu benutzen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. ;-)
Disclaimer: 'Die Profis' gehören nicht mir

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