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Macklingirl hat mich gerade an den "Ersten Sonntag im..." erinnert.
Verd...! Vergessen! Bei all diesen Feiertagen habe ich komplett den Faden verloren.
Aber ich will diese Tradition echt beibehalten - also hier gibt es etwas, was ich 2008 mal geschrieben habe.
Warnung am Ende!
Die Briefe
von Filrefanzine
Ray an Bodie
Sunshine.
Wenn ich mir einer Sache sicher sein kann im Leben, und auch im Tod, dann ist es, daß Du alles Menschenmögliche getan hast, um meinen Tod zu verhindern. Und ich habe Angst, daß Du verdammter Idiot dabei alles riskiert hast und jetzt selber schwer verletzt bist – oder tot.
Es bedrückt mich sehr, daß Du vielleicht umgekommen bist, um mein Leben zu retten.
Sollte das der Fall sein - ich möchte nicht daß jemand dann hier weiterliest.
---
Aber wenn Du lebst, Bodie…
Sunshine, ich weiß, daß Du es hasst, über Gefühle zu reden.
Ich bin stolz und glücklich, Dich als Freund gehabt zu haben.
Klar wäre ich auch mit Murphy oder irgendwem anders zurechtgekommen. Aber es hätte nicht halb so viel Spaß gemacht, ich wäre nicht halb so glücklich gewesen.
Himmel, kannst Du Dir vorstellen, daß Anson an den unmöglichsten Stellen irgendwelche Verse zitieren würde, die dann auch noch passend sind? Oder daß ich mit Jax stundenlang schweigsam in einem Auto sitzen könnte und mich dabei auch noch wohlfühlen würde? Oder daß ich Murphy so anschreien könnte wie Dich manchmal, und daß er danach nicht sofort bei Cowley einen neuen Partner verlangen würde? Wer, außer Dir, würde lachen wenn wir mit Schnellfeuergewehr angegriffen werden, und wer außer Dir kann solche Unmengen von Swiss Rolls verschlingen.
Ich verzettel mich – ich will nicht aufhören – so als wäre dann wirklich alles vorbei
Ich weiß, daß ich Dir genauso wichtig war wie Du mir, ich weiß, daß Du jetzt zu wütend bist um zu trauern, daß Du um Dich schlagen willst, daß Du den Schuldigen das Gehirn aus dem Kopf blasen willst, daß Du Dich verkriechen willst, daß Du der nächsten Kugel vielleicht nicht ausweichen wirst.
Nicht!
Wenn Du jetzt etwas Dummes machst um mich zu rächen, oder unvorsichtig wirst – dann ist alles umsonst gewesen.
Du hast Mayli verzeihen können.
Das hat mir sehr geholfen zu glauben, daß Du auch mit meinem Tod zurechtkommen wirst. Bitte, enttäusche mich nicht.
Mach Deinen Frieden mit meinem Tod. Lebe weiter. Nur mit diesem Vertrauen kann ich HEUTE überhaupt weitermachen.
Ich hab Dir immer mehr vertraut als mir selber.
Dein Freund Ray.
- verdammt Bodie - ich will nicht sterben
vergiss mich wenigstens nicht
...ich noch immer - ich nehme an, Du hast noch nicht ernsthaft darüber nachgedacht. Aber vielleicht solltest Du wirklich den kleinen Bootsverleih übernehmen, von dem Du mir erzählt hast. Ganz was anderes machen. Weg von Tod und Gewalt.
Ray...
Bodie an Ray
Ray
Also bin ich doch nicht kugelfest.
Etwas, was Du vielleicht nicht verstehst, am Anfang.
Sollten die Ärzte etwas gemacht haben, dem Du nicht zugestimmt hast – es ist, besser gesagt, es war mein Wille!
Ich habe eine Patientenverfügung gemacht. Und ich habe den Ärzten jede unnötige lebensverlängernde Maßnahme untersagt. Ich will von niemandem abhängig sein!
Ich weiß, Du würdest Dich verpflichtet fühlen, mich zu besuchen.
Aber genau das will ich nicht.
Bei Dir ist das etwas anderes. Du hast Familie. Und sie würden Dir im Notfall beistehen.
Und ich möchte mich bei Dir entschuldigen, daß ich eifersüchtig war. Und dass ich Dich sogar manchmal davon abgebracht habe, zu ihnen zu fahren.
Bitte tu mir den Gefallen und versuche wieder mit Deiner Familie mehr Zeit zu verbringen.
Du siehst, wie schnell alles zu Ende sein kann!
Aber mache bitte Cowley klar, dass es ernst gemeint war, dass mein Vater erst verständigt werden soll, wenn alles vorbei ist.
Ich möchte, daß Du alles bekommst, was ich habe.
Und ich meine das ernst! Ich habe schon genug für ledige Mütter getan.
Ich habe in Afrika gutes Geld verdient – und ich möchte, daß Du aus dem aktiven Dienst austrittst. Das Geld wird Dir helfen.
Ich kann Dich nicht mehr beschützen, und ich traue darin niemandem.
Bitte...
Du siehst was mit mir passiert ist.
Zuletzt – ich kenne Dich – Du bist nicht Schuld!
Vielleicht war meine Zeit gekommen.
Und Du wirst nichts Dummes tun. Bitte bleib für mich am leben. Ich wäre so gerne...
Vielleicht hätten wir...
Du warst der beste Freund, den ich jemals hatte.
Bodie
Ich liebe Dich
Er hatte einen Entschluss gefasst. Egal, was dieser Chief gesagt hatte – er musste sich vergewissern. Er würde die Krankenakten persönlich überbringen.
Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage. „Betty, sagen Sie bitte Ruth Pettifer Bescheid, dass ich sei sofort sehen will!“
„Ja, Sir! Hier ist Turner. Sir. Betty hat sich krank gemeldet. Ich vertrete sie vorübergehend.“
Cowley musste schlucken. Ohne Turner zu antworten nahm er seine Hand von der Sprechanlage. Er ließ sich zurück in seinen Sitz fallen. Er beneidete Betty, dass sie anscheinend fähig war „angemessen“ auf so etwas zu reagieren. Er selber fühlte sich wie taub, unfähig die Tragweite zu begreifen, den Tod seiner „Leute“ zu betrauern. Er schüttelte bekümmert den Kopf.
Nicht einmal in seinen Gedanken hatte er sie „Freunde“ genannt.
Ruth hatte mitbekommen, dass Betty anscheinend völlig aufgelöst in ihrer Handtasche nach ihrem Autoschlüssel gekramt hatte, aber dann plötzlich inne gehalten hatte und sich wie leer auf einen Stuhl hatte fallen lassen. Sie verkrampfte ihre Hände um den Verschluss der Tasche und starrte ins Leere.
„Betty?“
Betty sah hoch. Sie sah Ruth nur kurz in die Augen. Kaum hörbar flüsterte sie:
„Die ist von Bodie. Vor zwei Jahren, als ich so lange im Krankenhaus war... Ich weiß nicht, wie er darauf kam. Eines Tages hat er mich besucht und da hatte er einfach so ein Geschenk dabei.“
„Ja, er kann schon ein Schatz sein – manchmal. Aber komm schon, Betty, Du kennst ihn doch! Er kann nichts dafür, wenn...“
„Sie sind tot.“
„Quatsch.“ Entfuhr es Ruth. Sie lachte kurz auf. „Die beiden sind in Urlaub. Da ist im Moment auch kein Einsatz. Ich meine, ich wüsste es, wenn da was wäre, ich hab schließlich Bereitschaft. “ Sie merkte selber, dass sie Unsinn redete. Ein Blick auf Betty genügte, und sie wusste, dass sie es ernst meinte.
„Oh, Mein Gott...“
Sie setzte sich langsam auf einen Stuhl Betty gegenüber.
Aber sie war nicht umsonst eine der wenigen Agentinnen in dieser Männerwelt. Sie hatte sich im Griff. Sie nahm Betty’s Hände in ihre und sah ihr fest in die Augen.
„Jetzt mal der Reihe nach, Betty. Erzähl mir ganz in Ruhe was passiert ist.“
„Sie sind tot. Was soll daran wichtig sein, zu wissen wie es passiert ist?“
„Wer ist tot?“ Anson stand in der Tür. „Haben es Deine Wellensittiche doch nicht geschafft, Betty?“
Es gab niemanden beim CI5, der es nicht wusste, als Ruth schließlich Cowley zum Fuhrpark begleitete.
Die ganze Fahrt über wurde kein Wort zwischen den beiden Insassen gewechselt. Sie hätten sich in unterschiedlichen Kontinenten nicht weiter voneinander entfernt befinden können in ihren Gedanken.
Ruth hatte die beiden sehr gemocht. Sie wusste dass sie sie sehr vermissen würde, und dass sie um sie trauern würde. Später.
Sie musste lächeln, als sie an ihre ersten Tage beim CI5 dachte. Sie wusste selber, wie überheblich sie auf ihre Kollegen gewirkt haben musste. Während Susan von Anfang an einfach einen „fähigen“ Eindruck vermittelt hatte, und viel eher als sie, als vollwertige Agentin akzeptiert worden war, war sie sehr unsicher und zurückhaltend gewesen. Und es hatte die Sache bestimmt nicht besser gemacht, dass Cowley anscheinend gerne von ihr chauffiert worden war. Und Bodie und Doyle? Gott, was waren die beiden doch für Machos! Die schlimmsten von allen! Dieser verdammte Kerl, Bodie – er hatte sie bei gemeinsamen Einsätzen mit geringschätzigem Blick beobachtet, und bei jedem kleinen Fehler wissende Blicke mit Doyle gewechselt. Der schlimmste Moment war gewesen, als ihr bei einer Verfolgung doch tatsächlich mal ein Absatz abgebrochen war.
‚Typisch Frau eben' – Sie verzog das Gesicht.
Und Doyle...! Diese überhebliche Art ihr zu erklären was alles an ihrem Auto von einem Mann – natürlich von ihm selber – in Ordnung gebracht werden müsste. Als ob sie nicht selber schon seit ein paar Jahren sehr fähig Auto fahren würde.
Aber irgendwann hatten die beiden gelernt, ihre Arbeit zu respektieren, und nach ein paar abgeblockten Anbaggerversuchen von den beiden, waren sie nach langen gemeinsamen Observierungsaufträgen, so was wie Freunde geworden. Sie hatte es geschafft, nie mit einem von beiden zu schlafen, obwohl sie verdammt gerne...
Sie schluckte.
Aber sie hatte ihre Karriere fest im Blick gehabt.
Cowley hielt die beiden Briefe mit den Namen der beiden in seinen Händen. Er sah nicht die Landschaft, die an ihm vorbei wischte. Er hatte Ruth vergessen. Er fühlte sich wie in einem Aquarium. Unwirklich.
Er versuchte sich nur an die Namen der getöteten Agenten beim CI5 zu erinnern. Gar nicht weiter zurück. Er wusste haargenau die Anzahl, aber er war beschämt, dass ihm nicht mehr alle Namen einfielen. Henson, Turpin, Metheson und King, dann Miller, Oh und dieser ganz junge – Benny?, nein Charlie war sein Name...
Er war richtiggehend geschockt, dass ihm am Ende, trotz aller Bemühungen, zwei Namen fehlten. Und diese Männer waren für ihn gestorben. Er hatte sie in den Tod geschickt gehabt.
Bildlich sah er seine Todesliste vor seinen Augen. 15 Namen auf einem sonst leeren Blatt, am Schluß zwei weiße Stellen, und darunter...
Doyle, Ray
Bodie, William, Andrew, Phillip
In akuraten kleinen Lettern. Nicht anders geschrieben, als die Namen oben.
Aber er war sich bewusst, dass er für diese Namen niemals lange würde überlegen müssen.
Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, Ruth die Identifizierung zu ersparen. Sie war eine seiner Agentinnen.
Als der Gerichtsmediziner schließlich eines der weißen Leichentücher hob, trafen sich ihrer beiden Augenpaare, so als wollten sie sich wappnen. Dann konzentrierte er sich auf das, was von seinen Freunden übriggeblieben war. Er hatte diese Situation oft genug erlebt.
Er hörte das kurze Luftschnappen von Ruth. Aber er suchte ganz sachlich nach irgend etwas Vertrautem an dem fast vollkommen verkohlten Leichnam auf der Bahre.
Er hörte nur Wortfetzen von dem Gerichtmediziner, der die Krankenakten der beiden überflog.
„Größe könnte hinkommen..., Statur würde auf Mr.Bodie schließen...“
Er blätterte weiter zu besonderen körperlichen Merkmalen.
„Eine Menge Narben, die aber natürlich nicht mehr nachzuvollziehen waren, keine Brüche..., Zähne muß ein Spezialist vergleichen...“
„Tut mir leid, Mr.Cowley, auf den ersten Blick kann ich nichts sagen. Sie müssen leider bis Morgen warten.“ Er räusperte sich.
„Oder können Sie irgendetwas identifizieren?“
Cowley war ganz sachlich. Bodie also...
Es waren Reste einer Jeans zu erkennen. Er hatte Bodie nie in Jeans gesehen, aber er war schließlich in Urlaub gewesen. Ein schwarzes, nein braunes Hemd. Bodie hatte dunkle Farben gemocht. Sie kleideten ihn auch sehr, selbst Cowley hatte das bemerkt. Eine eingebrannte Uhr... Haare...? Ein verzerrtes Grinsen mit dem entblößten Gebiss...
Cowley schüttelte den Kopf und wandte sich ab, zu der zweiten Bahre hin. Doyle...
Er wartete nicht bis der Gerichtsmediziner bei ihm war sondern hob das Tuch an.
Eine goldene, dünne Kette hatte sich in den Hals des Mannes eingebrannt.
Das Abendessen im Hotel war sachlich gewesen, unpersönlich. Sie gaben das Bild vom Chef mit seiner Angestellten auf Geschäftsreise ab. Bis...
„Ruth, soll ich die Briefe lesen?“
„Sir?“
„Sie haben sie auch geschrieben. An die Verwandten, Freunde, die Bank, Versicherungen.“
„Ich versteh nicht, Sir.“
Er seufzte.
„Da sind noch zwei Briefe. Von Bodie an Doyle. Von Doyle an Bodie.“
Ruth sah ihn an und nickte.
„Ich verstehe.“
„Soll ich sie lesen?“
Sie errötete leicht. „Sir..., ich weiß nicht...“
„Ruth, Sie haben mir schon öfter ihre eigene Meinung gesagt. Sie wären nicht eine meiner Agentinnen, wenn Sie feige wären. Würden Sie wollen, dass ich die Briefe von Ihnen und Maxwell lese?“
„Nein! Aber das wäre auch etwas ganz anderes, oder Sir?“ Sie verzog leicht den Mund bei ihren Worten.
Er hatte Recht. Sie wäre nicht eine seiner Agentinnen, wenn sie nicht eine eigene Meinung vertreten könnte.
Und so fuhr sie fort.
„Alle wissen, dass Sie zu den beiden ein besonderes Verhältnis hatten. Und wir alle wissen, dass Bodie anscheinend gar keine Verwandte oder Freunde außerhalb des CI5 hatte, und dass Doyle zwar eine große Familie hatte, sie aber auch ziemlich auf Abstand gehalten hat. Sie hatten auch keine feste Freundin im Moment, soviel ich weiß.
Sollen unbeteiligte Fremde die Briefe zu lesen bekommen, die uns nicht verstehen?“
Er sah überrascht hoch.
„Wie meinen Sie das? – ‚die uns nicht verstehen’?“
„Wir sind Außenstehende. Keiner will zugeben, dass Leute wie wir gebraucht werden. Wir rekrutieren nicht umsonst fast alle unsere Freunde ausschließlich innerhalb der Tore von CI5.
Und Sie wissen das so gut wie ich, Sir. Und Sie sollten wissen, dass ich nicht nur ‚nicht feige’, sondern auch ‚nicht dumm’ bin. Sir.“ Sie lächelte.
Sie schwiegen eine Weile.
„Sir. Ich finde, dass die Briefe nicht ungelesen bleiben dürfen. Das sind Sie ihnen schuldig.“
Autorin: Firlefanzine
Titel: Die Briefe
Geschrieben: Oktober 2008
Warnung: Dies ist ein Teil einer verschollenen, längeren Geschichte. Kein death fic!
Disclaimer: Die Profis gehören nicht mir
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Eigene Bemerkungen:
Ich würde heute vieles anders schreiben.
Dann sollte ich auch erklären, dass das nur ein Teil einer Geschichte ist. Der größte Teil ist einen Festplatten-Tod gestorben... Ich erinnere mich an einen Urlaub, und dass das Auto der beiden gestohlen wurde, mit ihren Koffern. Die DIebe waren die beiden Toten. Ende 2008 hatte ich mich schon dem Slash ergeben, aber ich habe mir gedacht, dass ihre Beziehung zu neu war und diese Briefe geschrieben worden waren, als sie "nur" gute Freunde gewesen sind.
Jedenfalls hatte ich damals Phoenix Rising verschlungen, und dann waren da Diskussionen über diese letzten Briefe der Agenten. Und das hat mich fasziniert.
Denkt ihr, dass diese Briefe tatsächlich in diesen Berufen geschrieben werden?
Und könnten die von Bodie und Doyle so aussehen?
Uff... noch ist es Sonntag...
Frohes Neues Jahr!
Verd...! Vergessen! Bei all diesen Feiertagen habe ich komplett den Faden verloren.
Aber ich will diese Tradition echt beibehalten - also hier gibt es etwas, was ich 2008 mal geschrieben habe.
Warnung am Ende!
Die Briefe
von Filrefanzine
Ray an Bodie
Sunshine.
Wenn ich mir einer Sache sicher sein kann im Leben, und auch im Tod, dann ist es, daß Du alles Menschenmögliche getan hast, um meinen Tod zu verhindern. Und ich habe Angst, daß Du verdammter Idiot dabei alles riskiert hast und jetzt selber schwer verletzt bist – oder tot.
Es bedrückt mich sehr, daß Du vielleicht umgekommen bist, um mein Leben zu retten.
Sollte das der Fall sein - ich möchte nicht daß jemand dann hier weiterliest.
---
Aber wenn Du lebst, Bodie…
Sunshine, ich weiß, daß Du es hasst, über Gefühle zu reden.
Ich bin stolz und glücklich, Dich als Freund gehabt zu haben.
Klar wäre ich auch mit Murphy oder irgendwem anders zurechtgekommen. Aber es hätte nicht halb so viel Spaß gemacht, ich wäre nicht halb so glücklich gewesen.
Himmel, kannst Du Dir vorstellen, daß Anson an den unmöglichsten Stellen irgendwelche Verse zitieren würde, die dann auch noch passend sind? Oder daß ich mit Jax stundenlang schweigsam in einem Auto sitzen könnte und mich dabei auch noch wohlfühlen würde? Oder daß ich Murphy so anschreien könnte wie Dich manchmal, und daß er danach nicht sofort bei Cowley einen neuen Partner verlangen würde? Wer, außer Dir, würde lachen wenn wir mit Schnellfeuergewehr angegriffen werden, und wer außer Dir kann solche Unmengen von Swiss Rolls verschlingen.
Ich verzettel mich – ich will nicht aufhören – so als wäre dann wirklich alles vorbei
Ich weiß, daß ich Dir genauso wichtig war wie Du mir, ich weiß, daß Du jetzt zu wütend bist um zu trauern, daß Du um Dich schlagen willst, daß Du den Schuldigen das Gehirn aus dem Kopf blasen willst, daß Du Dich verkriechen willst, daß Du der nächsten Kugel vielleicht nicht ausweichen wirst.
Nicht!
Wenn Du jetzt etwas Dummes machst um mich zu rächen, oder unvorsichtig wirst – dann ist alles umsonst gewesen.
Du hast Mayli verzeihen können.
Das hat mir sehr geholfen zu glauben, daß Du auch mit meinem Tod zurechtkommen wirst. Bitte, enttäusche mich nicht.
Mach Deinen Frieden mit meinem Tod. Lebe weiter. Nur mit diesem Vertrauen kann ich HEUTE überhaupt weitermachen.
Ich hab Dir immer mehr vertraut als mir selber.
Dein Freund Ray.
- verdammt Bodie - ich will nicht sterben
vergiss mich wenigstens nicht
...ich noch immer - ich nehme an, Du hast noch nicht ernsthaft darüber nachgedacht. Aber vielleicht solltest Du wirklich den kleinen Bootsverleih übernehmen, von dem Du mir erzählt hast. Ganz was anderes machen. Weg von Tod und Gewalt.
Ray...
°°°°°
Bodie an Ray
Ray
Also bin ich doch nicht kugelfest.
Etwas, was Du vielleicht nicht verstehst, am Anfang.
Sollten die Ärzte etwas gemacht haben, dem Du nicht zugestimmt hast – es ist, besser gesagt, es war mein Wille!
Ich habe eine Patientenverfügung gemacht. Und ich habe den Ärzten jede unnötige lebensverlängernde Maßnahme untersagt. Ich will von niemandem abhängig sein!
Ich weiß, Du würdest Dich verpflichtet fühlen, mich zu besuchen.
Aber genau das will ich nicht.
Bei Dir ist das etwas anderes. Du hast Familie. Und sie würden Dir im Notfall beistehen.
Und ich möchte mich bei Dir entschuldigen, daß ich eifersüchtig war. Und dass ich Dich sogar manchmal davon abgebracht habe, zu ihnen zu fahren.
Bitte tu mir den Gefallen und versuche wieder mit Deiner Familie mehr Zeit zu verbringen.
Du siehst, wie schnell alles zu Ende sein kann!
Aber mache bitte Cowley klar, dass es ernst gemeint war, dass mein Vater erst verständigt werden soll, wenn alles vorbei ist.
Ich möchte, daß Du alles bekommst, was ich habe.
Und ich meine das ernst! Ich habe schon genug für ledige Mütter getan.
Ich habe in Afrika gutes Geld verdient – und ich möchte, daß Du aus dem aktiven Dienst austrittst. Das Geld wird Dir helfen.
Ich kann Dich nicht mehr beschützen, und ich traue darin niemandem.
Bitte...
Du siehst was mit mir passiert ist.
Zuletzt – ich kenne Dich – Du bist nicht Schuld!
Vielleicht war meine Zeit gekommen.
Und Du wirst nichts Dummes tun. Bitte bleib für mich am leben. Ich wäre so gerne...
Vielleicht hätten wir...
Du warst der beste Freund, den ich jemals hatte.
Bodie
Ich liebe Dich
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Er hatte einen Entschluss gefasst. Egal, was dieser Chief gesagt hatte – er musste sich vergewissern. Er würde die Krankenakten persönlich überbringen.
Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage. „Betty, sagen Sie bitte Ruth Pettifer Bescheid, dass ich sei sofort sehen will!“
„Ja, Sir! Hier ist Turner. Sir. Betty hat sich krank gemeldet. Ich vertrete sie vorübergehend.“
Cowley musste schlucken. Ohne Turner zu antworten nahm er seine Hand von der Sprechanlage. Er ließ sich zurück in seinen Sitz fallen. Er beneidete Betty, dass sie anscheinend fähig war „angemessen“ auf so etwas zu reagieren. Er selber fühlte sich wie taub, unfähig die Tragweite zu begreifen, den Tod seiner „Leute“ zu betrauern. Er schüttelte bekümmert den Kopf.
Nicht einmal in seinen Gedanken hatte er sie „Freunde“ genannt.
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Ruth hatte mitbekommen, dass Betty anscheinend völlig aufgelöst in ihrer Handtasche nach ihrem Autoschlüssel gekramt hatte, aber dann plötzlich inne gehalten hatte und sich wie leer auf einen Stuhl hatte fallen lassen. Sie verkrampfte ihre Hände um den Verschluss der Tasche und starrte ins Leere.
„Betty?“
Betty sah hoch. Sie sah Ruth nur kurz in die Augen. Kaum hörbar flüsterte sie:
„Die ist von Bodie. Vor zwei Jahren, als ich so lange im Krankenhaus war... Ich weiß nicht, wie er darauf kam. Eines Tages hat er mich besucht und da hatte er einfach so ein Geschenk dabei.“
„Ja, er kann schon ein Schatz sein – manchmal. Aber komm schon, Betty, Du kennst ihn doch! Er kann nichts dafür, wenn...“
„Sie sind tot.“
„Quatsch.“ Entfuhr es Ruth. Sie lachte kurz auf. „Die beiden sind in Urlaub. Da ist im Moment auch kein Einsatz. Ich meine, ich wüsste es, wenn da was wäre, ich hab schließlich Bereitschaft. “ Sie merkte selber, dass sie Unsinn redete. Ein Blick auf Betty genügte, und sie wusste, dass sie es ernst meinte.
„Oh, Mein Gott...“
Sie setzte sich langsam auf einen Stuhl Betty gegenüber.
Aber sie war nicht umsonst eine der wenigen Agentinnen in dieser Männerwelt. Sie hatte sich im Griff. Sie nahm Betty’s Hände in ihre und sah ihr fest in die Augen.
„Jetzt mal der Reihe nach, Betty. Erzähl mir ganz in Ruhe was passiert ist.“
„Sie sind tot. Was soll daran wichtig sein, zu wissen wie es passiert ist?“
„Wer ist tot?“ Anson stand in der Tür. „Haben es Deine Wellensittiche doch nicht geschafft, Betty?“
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Es gab niemanden beim CI5, der es nicht wusste, als Ruth schließlich Cowley zum Fuhrpark begleitete.
Die ganze Fahrt über wurde kein Wort zwischen den beiden Insassen gewechselt. Sie hätten sich in unterschiedlichen Kontinenten nicht weiter voneinander entfernt befinden können in ihren Gedanken.
Ruth hatte die beiden sehr gemocht. Sie wusste dass sie sie sehr vermissen würde, und dass sie um sie trauern würde. Später.
Sie musste lächeln, als sie an ihre ersten Tage beim CI5 dachte. Sie wusste selber, wie überheblich sie auf ihre Kollegen gewirkt haben musste. Während Susan von Anfang an einfach einen „fähigen“ Eindruck vermittelt hatte, und viel eher als sie, als vollwertige Agentin akzeptiert worden war, war sie sehr unsicher und zurückhaltend gewesen. Und es hatte die Sache bestimmt nicht besser gemacht, dass Cowley anscheinend gerne von ihr chauffiert worden war. Und Bodie und Doyle? Gott, was waren die beiden doch für Machos! Die schlimmsten von allen! Dieser verdammte Kerl, Bodie – er hatte sie bei gemeinsamen Einsätzen mit geringschätzigem Blick beobachtet, und bei jedem kleinen Fehler wissende Blicke mit Doyle gewechselt. Der schlimmste Moment war gewesen, als ihr bei einer Verfolgung doch tatsächlich mal ein Absatz abgebrochen war.
‚Typisch Frau eben' – Sie verzog das Gesicht.
Und Doyle...! Diese überhebliche Art ihr zu erklären was alles an ihrem Auto von einem Mann – natürlich von ihm selber – in Ordnung gebracht werden müsste. Als ob sie nicht selber schon seit ein paar Jahren sehr fähig Auto fahren würde.
Aber irgendwann hatten die beiden gelernt, ihre Arbeit zu respektieren, und nach ein paar abgeblockten Anbaggerversuchen von den beiden, waren sie nach langen gemeinsamen Observierungsaufträgen, so was wie Freunde geworden. Sie hatte es geschafft, nie mit einem von beiden zu schlafen, obwohl sie verdammt gerne...
Sie schluckte.
Aber sie hatte ihre Karriere fest im Blick gehabt.
°°°°°
Cowley hielt die beiden Briefe mit den Namen der beiden in seinen Händen. Er sah nicht die Landschaft, die an ihm vorbei wischte. Er hatte Ruth vergessen. Er fühlte sich wie in einem Aquarium. Unwirklich.
Er versuchte sich nur an die Namen der getöteten Agenten beim CI5 zu erinnern. Gar nicht weiter zurück. Er wusste haargenau die Anzahl, aber er war beschämt, dass ihm nicht mehr alle Namen einfielen. Henson, Turpin, Metheson und King, dann Miller, Oh und dieser ganz junge – Benny?, nein Charlie war sein Name...
Er war richtiggehend geschockt, dass ihm am Ende, trotz aller Bemühungen, zwei Namen fehlten. Und diese Männer waren für ihn gestorben. Er hatte sie in den Tod geschickt gehabt.
Bildlich sah er seine Todesliste vor seinen Augen. 15 Namen auf einem sonst leeren Blatt, am Schluß zwei weiße Stellen, und darunter...
Doyle, Ray
Bodie, William, Andrew, Phillip
In akuraten kleinen Lettern. Nicht anders geschrieben, als die Namen oben.
Aber er war sich bewusst, dass er für diese Namen niemals lange würde überlegen müssen.
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Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, Ruth die Identifizierung zu ersparen. Sie war eine seiner Agentinnen.
Als der Gerichtsmediziner schließlich eines der weißen Leichentücher hob, trafen sich ihrer beiden Augenpaare, so als wollten sie sich wappnen. Dann konzentrierte er sich auf das, was von seinen Freunden übriggeblieben war. Er hatte diese Situation oft genug erlebt.
Er hörte das kurze Luftschnappen von Ruth. Aber er suchte ganz sachlich nach irgend etwas Vertrautem an dem fast vollkommen verkohlten Leichnam auf der Bahre.
Er hörte nur Wortfetzen von dem Gerichtmediziner, der die Krankenakten der beiden überflog.
„Größe könnte hinkommen..., Statur würde auf Mr.Bodie schließen...“
Er blätterte weiter zu besonderen körperlichen Merkmalen.
„Eine Menge Narben, die aber natürlich nicht mehr nachzuvollziehen waren, keine Brüche..., Zähne muß ein Spezialist vergleichen...“
„Tut mir leid, Mr.Cowley, auf den ersten Blick kann ich nichts sagen. Sie müssen leider bis Morgen warten.“ Er räusperte sich.
„Oder können Sie irgendetwas identifizieren?“
Cowley war ganz sachlich. Bodie also...
Es waren Reste einer Jeans zu erkennen. Er hatte Bodie nie in Jeans gesehen, aber er war schließlich in Urlaub gewesen. Ein schwarzes, nein braunes Hemd. Bodie hatte dunkle Farben gemocht. Sie kleideten ihn auch sehr, selbst Cowley hatte das bemerkt. Eine eingebrannte Uhr... Haare...? Ein verzerrtes Grinsen mit dem entblößten Gebiss...
Cowley schüttelte den Kopf und wandte sich ab, zu der zweiten Bahre hin. Doyle...
Er wartete nicht bis der Gerichtsmediziner bei ihm war sondern hob das Tuch an.
Eine goldene, dünne Kette hatte sich in den Hals des Mannes eingebrannt.
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Das Abendessen im Hotel war sachlich gewesen, unpersönlich. Sie gaben das Bild vom Chef mit seiner Angestellten auf Geschäftsreise ab. Bis...
„Ruth, soll ich die Briefe lesen?“
„Sir?“
„Sie haben sie auch geschrieben. An die Verwandten, Freunde, die Bank, Versicherungen.“
„Ich versteh nicht, Sir.“
Er seufzte.
„Da sind noch zwei Briefe. Von Bodie an Doyle. Von Doyle an Bodie.“
Ruth sah ihn an und nickte.
„Ich verstehe.“
„Soll ich sie lesen?“
Sie errötete leicht. „Sir..., ich weiß nicht...“
„Ruth, Sie haben mir schon öfter ihre eigene Meinung gesagt. Sie wären nicht eine meiner Agentinnen, wenn Sie feige wären. Würden Sie wollen, dass ich die Briefe von Ihnen und Maxwell lese?“
„Nein! Aber das wäre auch etwas ganz anderes, oder Sir?“ Sie verzog leicht den Mund bei ihren Worten.
Er hatte Recht. Sie wäre nicht eine seiner Agentinnen, wenn sie nicht eine eigene Meinung vertreten könnte.
Und so fuhr sie fort.
„Alle wissen, dass Sie zu den beiden ein besonderes Verhältnis hatten. Und wir alle wissen, dass Bodie anscheinend gar keine Verwandte oder Freunde außerhalb des CI5 hatte, und dass Doyle zwar eine große Familie hatte, sie aber auch ziemlich auf Abstand gehalten hat. Sie hatten auch keine feste Freundin im Moment, soviel ich weiß.
Sollen unbeteiligte Fremde die Briefe zu lesen bekommen, die uns nicht verstehen?“
Er sah überrascht hoch.
„Wie meinen Sie das? – ‚die uns nicht verstehen’?“
„Wir sind Außenstehende. Keiner will zugeben, dass Leute wie wir gebraucht werden. Wir rekrutieren nicht umsonst fast alle unsere Freunde ausschließlich innerhalb der Tore von CI5.
Und Sie wissen das so gut wie ich, Sir. Und Sie sollten wissen, dass ich nicht nur ‚nicht feige’, sondern auch ‚nicht dumm’ bin. Sir.“ Sie lächelte.
Sie schwiegen eine Weile.
„Sir. Ich finde, dass die Briefe nicht ungelesen bleiben dürfen. Das sind Sie ihnen schuldig.“
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Autorin: Firlefanzine
Titel: Die Briefe
Geschrieben: Oktober 2008
Warnung: Dies ist ein Teil einer verschollenen, längeren Geschichte. Kein death fic!
Disclaimer: Die Profis gehören nicht mir
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Eigene Bemerkungen:
Ich würde heute vieles anders schreiben.
Dann sollte ich auch erklären, dass das nur ein Teil einer Geschichte ist. Der größte Teil ist einen Festplatten-Tod gestorben... Ich erinnere mich an einen Urlaub, und dass das Auto der beiden gestohlen wurde, mit ihren Koffern. Die DIebe waren die beiden Toten. Ende 2008 hatte ich mich schon dem Slash ergeben, aber ich habe mir gedacht, dass ihre Beziehung zu neu war und diese Briefe geschrieben worden waren, als sie "nur" gute Freunde gewesen sind.
Jedenfalls hatte ich damals Phoenix Rising verschlungen, und dann waren da Diskussionen über diese letzten Briefe der Agenten. Und das hat mich fasziniert.
Denkt ihr, dass diese Briefe tatsächlich in diesen Berufen geschrieben werden?
Und könnten die von Bodie und Doyle so aussehen?
Uff... noch ist es Sonntag...
Frohes Neues Jahr!